Pauken für den Führerschein: Eine junge Frau geht am Computer die Testfragen für die theoretische Prüfung durch. © Imago
München – Wer Auto fahren möchte, muss meist erst mal sparen. Der Führerschein ist teuer geworden. Vier von fünf Fahrschülern müssen laut ADAC mit mehr als 2500 Euro kalkulieren, ein Fünftel zahlt sogar 3500 bis 4500 Euro für den Schein. Die hohen Preise entstehen durch Kostensteigerungen bei Sprit oder Raummiete, die die Fahrschulen umlegen. Auch die Personalkosten sind gestiegen. Ein Faktor ist aber auch der Straßenverkehr, der komplexer geworden ist. Der ADAC hat ausgewertet, dass mehr als die Hälfte der Fahrschüler länger als ein halbes Jahr Unterricht brauchen, um die Prüfung zu bestehen.
Die theoretische Prüfung muss entschlackt werden, fordert der CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek. „Der Führerschein darf kein Luxus werden.“ Deshalb hat er nun einen Vorstoß gewagt. Holetschek schlägt vor, dass alle, die sich ehrenamtlich engagieren, kostenlos oder ermäßigt den Führerschein machen dürfen. Das müsse auch für junge Menschen gelten, die sich nach der Schule für ein soziales Jahr entscheiden. Der Führerschein könne eine Belohnung sein für die, die sich sozial engagieren. Und ein zusätzlicher Anreiz fürs Ehrenamt, betont er gegenüber unserer Zeitung. Details müssten besprochen und die Kostenfrage geklärt werden. „Das ist jetzt erst mal eine Idee.“ Gerichtet ist sie an die Bundesregierung. Holetschek will aber auch nicht ausschließen, dass Bayern selbst aktiv werden könnte, um beim Führerschein Bürokratie abzubauen. „Wir werden in der Fraktion darüber beraten.“
Ruth Waldmann wundert sich indes. Die SPD-Landtagsabgeordnete ist Sprecherin für das Thema Ehrenamt. Holetscheks Vorschlag klinge für sie wie reine Symbolpolitik, sagt sie. „Die Staatsregierung arbeitet gerade an einem Gesetzentwurf zur Förderung des Ehrenamts.“ Und den findet Waldmann enttäuschend. Darin stehe, dass Behörden angehalten seien, Ehrenamt zu fördern oder dass Feiern zu wiederkehrenden Festen erleichtert werden sollen. „Aber keine echten Entlastungen“, sagt Waldmann. Die Landtags-SPD sei mit ihrem Vorschlag, Ehrenamtlichen eine freie Nutzung des ÖPNV zu ermöglichen, immer wieder abgeschmettert worden. „Das würde allen Ehrenamtlichen und nicht nur denen im Führerscheinalter nutzen.“
Johann Eitzenberger, der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbands, freut sich über Holetscheks Idee. „Damit wird ganz sicher auch ein Anreiz für unsere 7500 Freiwilligen Feuerwehren in Bayern geschaffen“, ist er überzeugt. Er hoffe auf eine pragmatische Umsetzung. Zumal die Feuerwehr auch darauf angewiesen ist, dass sie genug Fahrberechtigte für die rund 18 000 Feuerwehrfahrzeuge in Bayern hat. Denn Helfer mit einem Führerschein der Klasse B dürfen nur Fahrzeuge bis zu einem Gewicht von 3,5 Tonnen fahren. Moderne Einsatz- oder Krankentransportwagen wiegen mehr.
Seit 2009 gibt es deshalb einen Helfer- oder Feuerwehrführerschein. Die Hilfsorganisationen können ihren Ehrenamtlichen einen stark entschlackten Zusatzführerschein anbieten, wenn die Helfer über 25 sind und bereits den Auto-Führerschein besitzen. Die Ausbildung übernehmen die Verbände, die Kosten ebenfalls. Genutzt werden darf dieser Helfer-Führerschein aber nur für ehrenamtliche Tätigkeiten. „Es genügt nicht, dass die Ausbildung für die Führerscheinklasse C allein von Kommunen, Feuerwehren und Hilfsorganisationen bezuschusst wird“, findet Bernhard Heinisch, Sprecher für Rettungsdienste der Freien Wähler im Landtag. „Der Freistaat muss sich zusätzlich über ein gezieltes Förderprogramm beteiligen.“ Dazu wolle seine Fraktion zeitnah auf den Koalitionspartner CSU zugehen.
BRK: Ehrenamt auf Dauer aufwerten
Auch beim Roten Kreuz ist jeder Vorstoß zur Aufwertung des Ehrenamts willkommen. Das BRK würde sich langfristige Vorteile wünschen, von denen auch langjährige aktive Ehrenamtliche profitieren. „Steuerliche Vergünstigungen zum Beispiel oder dass das langfristige Ehrenamt auf die Rente angerechnet wird.“ Schon lange fordert das Rote Kreuz von der Politik eine „echte Helfergleichstellung“, durch die auch Rettungskräfte für Übungen freigestellt werden können. Die Arbeitgeber bekämen dann – wie bei Feuerwehr und THW-Übungen – einen Lohnersatz. „Das wäre eine echte Stärkung des Ehrenamts, von der alle profitieren würden“, sagt Taheri-Sohi.