Tatort Krankenhaus: der Haupteingang der Caritas-Klinik St. Josef in Regensburg. © csj.de
Regensburg – Eine 36 Jahre alte Krankenschwester steht im Verdacht, sechs Patienten in einer Regensburger Klinik mit Medikamenten bewusstlos gemacht und dann bestohlen zu haben. Eine Patientin war nach der mutmaßlichen Medikamentengabe gestorben, berichtet die Staatsanwaltschaft Regensburg. Die Behörde hat Anklage gegen die Krankenschwester erhoben. Der Vorwurf lautet Mord und Mordversuch sowie Raub und gefährliche Körperverletzung. Die Ermittlungen seien durch eine Anzeige der Klinikleitung Anfang des Jahres ins Rollen gekommen. Die Frau, die von den Philippinen stammt und sich in Untersuchungshaft befindet, weist die Vorwürfe zurück, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher.
Die Ermittlungen begannen, nachdem eine 77 Jahre alte Patientin am Abend des 20. Februar in eine tiefe Bewusstlosigkeit gefallen war, nachdem die Schwester bei ihr den Medikamentenzugang gespült hatte. Sie sei erst am nächsten Morgen aufgewacht und habe bemerkt, dass ihr mehrere Ringe im Gesamtwert von rund 500 Euro fehlten. Die Frau wandte sich an die Klinikleitung.
Nach Informationen der „Mittelbayerischen Zeitung“ handelt es sich um das Krankenhaus der Caritas St. Josef im Stadtteil Stadtosten. In einer Blutprobe der Frau sei das Beruhigungsmittel Midazolam nachgewiesen worden. Wenige Tage später, am 28. Februar, wurde die Krankenschwester nach einer Anzeige der Klinikleitung vorläufig festgenommen und kam in Untersuchungshaft.
Midazolam ist für das Krankenhauspersonal frei zugänglich. Es ist ein Beruhigungsmittel und wird vor allem in der Anästhesie eingesetzt, um Patienten vor einer Operation zu beruhigen und während der Eingriffe zu sedieren.
Die Staatsanwaltschaft legt der 36-Jährigen fünf weitere Taten zur Last. Dabei sollen Patienten im Alter zwischen 59 und 87 Jahren bewusstlos geworden sein, während die Schwester Dienst hatte oder nachdem sie Infusionsflaschen gewechselt hatte. Drei Patienten hätten nach dem Aufwachen das Fehlen von Wertgegenständen festgestellt. Eine der Betroffenen, eine 65 Jahre alte Frau, habe Ende Januar einen Atemstillstand erlitten, nachdem ihr mutmaßlich die Angeschuldigte wahrscheinlich zum wiederholten Male Midazolam verabreicht hatte. Die 65-Jährige starb drei Tage nach der Reanimation auf der Intensivstation.
Die Anklagebehörde geht bei den Taten von den Mordmerkmalen Heimtücke und Habgier aus. Es gelte aber die Unschuldsvermutung, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Das Landgericht Regensburg muss entscheiden, ob es die Anklage zulässt und es zum Prozess kommt.
MM/MC