Neues Waldgesetz: Mountainbiker atmen auf

von Redaktion

Waldbesitzer üben scharfe Kritik an der Reform

Ein Mountainbiker fährt durch den Wald. © IMAGO

München/Berlin – Die Ampel will das Bundeswaldgesetz reformieren. Zum Jahreswechsel war ein erster Entwurf durchgesickert – und hatte Mountainbiker, ja sogar Wanderer aufschreien lassen. Sie bangten, „ausgesperrt“ zu werden, sollte das Betreten bald nur noch auf ausgewiesenen Strecken erlaubt sein. Auch Waldbesitzer schlugen Alarm, sie sahen sich in der Bewirtschaftung wegen neuer Umweltregelungen eingeschränkt. Nun will das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft den Verbänden kommende Woche offenbar einen offiziellen Entwurf vorlegen. Erste Details sind schon jetzt durchgesickert – und zumindest die Biker atmen auf.

Die Deutsche Initiative Mountainbike (DIMB) spricht von einer freudigen Botschaft. „Die im ersten Entwurf angedachten Einschränkungen, über verschiedene Kriterien zu definieren, welche Wege sich zum Radfahren eignen, sind nicht mehr enthalten. Auch die Länder werden Radfahren nicht mehr pauschal und ohne Begründung auf eigens ausgewiesene Wege beschränken können“, sagt Fachreferent Heiko Mittelstädt.

Nach vehementem Widerstand begrüßen die Biker nun auch, dass sich ein weiterer angedachter Paragraf nicht mehr im Entwurf befinden soll: Paragraf 33, Spitzname „Komoot-Paragraf“, wurde heiß diskutiert und wollte das Ausweisen neuer Wege, etwa online, ohne Genehmigung des Waldbesitzers mit Bußgeldern ahnden. „Das Tracken von Routen dürfte in Zukunft nicht mehr als Ordnungswidrigkeit geahndet werden können“, sagt Mittelstädt. Nur eines vermissen die Biker: eine Richtlinie, die die Regeln zum Radfahren im Wald für alle Länder vereinheitlicht.

Bayerns Waldbesitzer lehnen den aktuellen Entwurf wieder ab, sie halten am Status quo fest. „Das bisherige Bundeswaldgesetz hat sich seit 50 Jahren bewährt, das ist kein Grund, ein Gesetz zu novellieren“, sagt ihr Präsident Bernhard Breitsameter. „Statt dem Aufbau weiterer Bürokratie und nicht akzeptablen Bewirtschaftungsvorgaben, die bis zur staatlichen Einschränkung der Holznutzung gehen, sollte die Politik Waldbesitzenden Vertrauen entgegenbringen.“ Sie müsse sie bei der „Jahrhundertaufgabe“ unterstützen, die Wälder klimaresistenter zu machen. „Wir werden unsere Klimaziele nur erreichen können, wenn wir unsere Wälder weiter multifunktional bewirtschaften und den heimischen Rohstoff Holz nachhaltig zur Verfügung stellen können.“

Während der DIMB Forstwirtschaft, Naturschutz und Erholung im Entwurf berücksichtigt sieht, läuten bei Umweltschützern alle Alarmglocken. „Mit dem Entwurf rückt ein starkes Waldgesetz in weite Ferne. Ökologische Mindeststandards: Fehlanzeige, wirksames Kahlschlagverbot: Fehlanzeige, Schutz von Waldboden und heimischen Baumarten: Fehlanzeige“, kritisiert Nicola Uhde, Waldpolitik-Expertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. „Der Entwurf ist jetzt eine zahnlose Mikro-Novelle und muss dringend nachgebessert werden.“
SCO

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