Alpspitze: Bergsteiger stürzt in den Tod

von Redaktion

Der Jubiläumsgrat zwischen Zugspitze und Alpspitze ist eine beliebte Bergsteigerroute – oft wird er unterschätzt. Am Samstag verunglückte dort ein 50-Jähriger tödlich. In den bayerischen Bergen kamen damit heuer schon 36 Menschen ums Leben. Und die Hauptwandersaison steht erst noch bevor.

Zackiger Felsgrat: Die Alpspitze (2628 m) ist ein Wahrzeichen von Garmisch-Partenkirchen. © Ulrich Wagner

Luftretter im Einsatz: Der Verunglückte wurde mit einem Polizeihubschrauber geborgen. © Bergwacht Grainau

Grainau – Auf der Alpspitze ist ein 50-Jähriger aus Baden-Württemberg am Samstag in den Tod gestürzt. Er war offenbar auf den schuttbedeckten Felsplatten gestolpert. „Er war im Abstieg vom Gipfel Richtung Matheisenkar unterwegs und stürzte im Bereich der Grieskarscharte Richtung Höllental“, so Franz Dörfler von der Bergwacht Grainau.

Der Deutsche Alpenverein (DAV) empfiehlt für die Tour griffige, solide Schuhe, Helm und ein Klettersteigset. „Der Weg ist eigentlich gut begehbar“, sagt Dörfler. Der Pfad ist dort mit Stahlseilen gesichert, an denen sich Wanderer zur Sicherheit festgurten können. Am Ende der Seilpassage stürzte der Mann 100 Meter im felsigen Gelände ab.

Sein Begleiter setzte um 14:20 Uhr einen Notruf ab. „Da das Gelände überaus schwierig war, musste der Retter zunächst einen Standplatz bohren, um sich selbst, die Notärztin und den Patienten zu sichern“, heißt es im Bericht der Bergwachtbereitschaft Grainau. In einem weiteren Anflug wurden mittlerweile ein Luftretter bei dem Begleiter und ein weiterer an der Einsatzstelle abgesetzt. Die Notärztin konnte nur noch den Tod des 50-jährigen Bergsteigers feststellen.

Sein Begleiter wurde ins Tal geflogen und dort vom Kriseninterventionsteam (KIT) der Bergwacht betreut. Zwei Bergführer der Alpinen Einsatzgruppe der Grenzpolizeiinspektion Murnau bargen den Toten, ein Rettungshubschrauber aus Murnau unterstützte die beiden. „Der Einsatz verzögerte sich immer wieder durch das wechselnde, teilweise sehr schlechte Wetter“, so Dörfler. „Nach fünf Stunden war der Einsatz für die fünf Grainauer Retter beendet.“

Ein Polizeibergführer und die Staatsanwaltschaft München untersuchen nun den Unfallhergang. Nach ersten Erkenntnissen war der Verunglückte mit geeigneter Ausrüstung unterwegs. Die wilde Mischung aus Klettersteigpassagen und ernsthaftem alpinem Klettergelände verleitet viele Wanderer am Jubiläumsgrat zur Selbstüberschätzung, so der DAV: „Im Sommer muss die Bergwacht fast täglich Menschen wegen Überforderung vom Grat pflücken“, heißt es auf der Internetseite. Man benötige für diese Passage alpine Erfahrung, Gewandtheit im Bruchklettern und auf Rollsplitt, Kondition für viele Stunden Konzentration im Absturzgelände.

Der Mann ist damit das 36. Todesopfer in den bayerischen Bergen in diesem Jahr. Bayerns Innen- und Sportminister Joachim Herrmann (CSU) hatte vor Kurzem auch den Klimawandel als Grund für die Unfälle angeführt: „Vermehrte Bergstürze durch das Abtauen des Permafrostes können Wege beschädigen oder sogar unbegehbar machen“, sagte er. „Zudem haben im vergangenen Winter außergewöhnliche Niederschlagsmengen in Hochlagen dafür gesorgt, dass Schnee bis in die Sommersaison hinein die Unfallgefahren erhöht.“

Wanderer sollten sorgfältig planen und sich vorausschauend verhalten: „Vermeiden Sie unnötige Risiken, und nehmen Sie Rücksicht auf andere.“ Im vergangenen Jahr kamen im gleichen Zeitraum 21 Menschen in den bayerischen Bergen ums Leben; im gesamten Jahr 2023 waren es 41. Ein Schwerpunkt liegt 2024 im Bereich der Zugspitze, wo heuer sieben Menschen starben.

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