50 Kilo Gold und eine halbe Million Euro Bargeld stellten Schleierfahnder im vergangenen Oktober aus einem Fahrzeug auf der A3 sicher. © PP Niederbayern
München – Die A3 Richtung Österreich ist eine wichtige Verkehrsader auf dem Weg nach Südeuropa. Und offenbar eine immer beliebtere Route bei Bargeld-Schmugglern. Vor gut einer Woche fanden Schleierfahnder rund 200 000 Euro bei einer Kontrolle bei Passau. Ein 46-Jähriger war in seinem Opel auf dem Weg zum Grenzübergang Suben. „In seinem Auto war das Geld in mehreren Bündeln versteckt“, so die Polizei. Ende April war ein Audifahrer (45) mit 350 000 Euro an Bord gestoppt worden. Mitte August beschlagnahmten Fahnder bei einem 30-jährigen Mann knapp über 150 000 Euro Bargeld.
Auch auf der A6 bei Pleystein (Kreis Neustadt an der Waldnaab) waren die Fahnder erfolgreich: Die Polizei stellte hier Mitte August 100 000 Euro sicher. Der 32-jährige Fahrer und sein 41-jähriger Begleiter waren Richtung Tschechien unterwegs, beide konnten keine schlüssigen Angaben und Nachweise zur Herkunft des Geldes machen. In allen Fällen wurde das Geld eingezogen.
Die jüngsten Fälle zeigen: Der Bargeld-Schmuggel in Bayern blüht. Anfang September will Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei einer Pressekonferenz einen Überblick zu den Geldwäsche-Delikten in den letzten Monaten geben. Doch schon jetzt bestätigt die Bayerische Grenzpolizei auf Anfrage unserer Zeitung: Heuer wurde bereits die doppelte Menge an Bargeld sichergestellt wie im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. Die Hintergründe aufzudecken gleicht oft einer Puzzlearbeit.
Die Fahnder halten die Fahrzeuge nicht nach festen Kriterien auf. Da geht es auch um Gespür, sagt ein Beamter der Bayerischen Grenzpolizei: „Wir fragen uns bei der Kontrolle auch, ob die mitgeführten Gegenstände wie Taschen und Koffer zum Fahrer passen.“
Ist er auf der Balkanroute Richtung Osten unterwegs, hat aber kein Gepäck dabei, mache das die Fahnder stutzig. „Dann wird intensiver gefragt.“ Ein Anfangsverdacht, zum Beispiel die Nervosität des Fahrers, gebe oft Hinweise zum nächsten Indiz.
Das Geld wird meist in Hohlräumen versteckt: unter den Rücksitzen und Stoßstangen, im Kofferraum neben dem Reserverad oder in den Radkästen. Die Durchsuchung eines Wagens kann Stunden dauern. Das Auto wird dabei auch auf die Hebebühne gesetzt, Geldschnüffelhunde gibt es seltener. „Dass Geldbündel mit Magneten an der Fahrzeugunterseite befestigt werden, kommt jedenfalls nicht vor. Es ist nicht wie im Film.“
Erst nach dem Aufgriff kommt der Zoll ins Spiel. „Wir überlegen gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft, woher das Geld kommen könnte“, sagt Christian Schüttenkopf, Sprecher der Zollfahndung München. Dafür würden Beweismittel ausgewertet und Ermittlungen wegen Geldwäsche eingeleitet.
Geld wird auf vielen Wegen außer Landes geschafft. „Wir haben unsere Hauptlieferanten am Flughafen“, sagt Schüttenkopf. Ende vergangenen Jahres hatte sein Team einen besonders großen Fisch an der Angel: Sicherheitskräfte am Flughafen München fanden in zwei Koffern insgesamt 1,4 Millionen Euro Bargeld. Ein 44-Jähriger hatte die Gepäckstücke aufgegeben, er wurde noch am Abflugschalter nach Istanbul festgenommen. In seiner Wohnung im Münchner Umland fand die Polizei noch mehr Bargeld.
„Geschmuggelt wird alles: Anabolika, Arzneimittel, geschützte Pflanzen, Markentextilien, Wasserpfeifentabak, Zigaretten“, zählt Schüttenkopf auf. „Es ist leicht verdientes Geld.“ Die Frage sei aber auch: „Wie bringe ich den Ertrag legal in den Umlauf? Wie wird das Schwarzgeld wieder sauber?“ Ob Prostitution, Drogen, Betrug oder Diebstahl: „Alle schweren Straftaten können mit Geldwäsche zusammenhängen.“
Wenn die Zollfahndung mit ihren Möglichkeiten nicht vorankommt, kann sie Geldbußen bis zu einer Million Euro verhängen. „Ab 10 000 Euro gibt es eine Anzeigepflicht. Der Eigentümer muss den Betrag beim Zoll anmelden, wenn er ihn über die Grenze schaffen will.“ Zusätzlich macht der Zoll beim Finanzamt Kontrollmitteilungen, der Fall interessiert dann auch die Steuerfahnder.
Manchmal weichen Schmuggler auch auf die Bahn aus. Vor gut einer Woche wurde ein 33-Jähriger im Zug von Frankfurt nach Wien kontrolliert. Die Schleierfahnder fanden in seinem Rucksack Geldbündel im Wert von rund 40 000 Euro, der Mann konnte nicht plausibel erklären, woher das Geld stammt. „Die unscheinbarsten Leute haben es am dicksten hinter den Ohren“, weiß Christian Schüttenkopf.