DAS PORTRÄT

Wandelndes Lexikon beim Thema Natur

von Redaktion

Norbert Horlacher aus Geltendorf. © Cornelia Schönhardt

Norbert Horlacher lebt in Geltendorf (Landkreis Landsberg am Lech). Er war 15 Jahre als Biotoppfleger tätig – für die Kreisgruppe München des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz (LBV). Mittlerweile ist er im Ruhestand. Aber noch nicht ganz…

Norbert Horlacher erinnert sich gut an seinen ersten Arbeitstag beim Landesbund für Vogelschutz. Es war der 1. März 2009. Seither hat er in der Kreisgruppe München die Biotoppflege entscheidend mitgeprägt. Ganze 15 Jahre lang. Seit einem Jahr ist Horlacher in Rente. Eigentlich. Denn so ganz mag der LBV nicht auf ihn verzichten. „Bis Jahresende werde ich noch die Kollegen bei der Wissensdokumentation und Öffentlichkeitsarbeit unterstützen“, sagt der 66-Jährige. Die Kollegen freut’s, sie sagen über ihn, „dass er sich immer mit viel Herzblut um die ihm anvertrauten Biotopflächen gekümmert hat“. Er sei ein Verfechter differenzierter Pflege, die auch auf einzelne Arten Rücksicht nimmt und viele verschiedene Lebensraumstrukturen ermöglicht.

Was ihm in all den Jahren ein großes Anliegen war: die qualifizierte Einbindung von Freiwilligen in LBV-Naturschutzarbeiten. In unzähligen Biotoppflegeeinsätzen hat er sein Wissen und seine Begeisterung für die Artenvielfalt an Ehrenamtliche weitergegeben. Mühe kostet ihn das nicht, der Mann ist ein wandelndes Lexikon. Von ihm ist etwa zu erfahren, dass früher mit Labkraut Käse hergestellt wurde. Oder, dass Hornklee eine tolle Bienenweide und sehr wichtig für Schmetterlinge ist. Und dass man Gräser mit einem Gewächs namens Klappertopf in Schach halten kann, wenn man mehr Blühpflanzen möchte.

Horlacher ist ein großer Freund davon, Brachen und Blühstreifen auch mal stehen zu lassen – für Insekten und deren Nachkommen. Dabei dürfen die Flächen nicht zu weit auseinander sein, da Pflanzen und Tiere nur gewisse Strecken überwinden können. In Sachen Mäharbeiten plädiert er für einen kleinen Traktor mit Mähbalken. „Weil der laut ist und vibriert, die Tiere ihn dadurch besser wahrnehmen und vorher abhauen können.“ Überhaupt gilt es, beim Mähen einiges zu beachten. Wichtig: Morgens nicht zu früh mähen, weil Insekten sonst nicht fit genug sind, um schnell zu flüchten. Und: Sauber arbeiten! Am besten zusätzlich Rechen einsetzen. Horlacher erklärt weiter: „Im Wesentlichen sind es zwei Grundvoraussetzungen, die zu einer blütenreichen Magerwiese führen: die Nährstoffarmut und das passende Mahd-Regime.“

Vom Biologie-Studium über den Garten- und Landschaftsbau bis zur Arbeit beim LBV war es für Norbert Horlacher ein langer Weg. Als Biologe immer nur im Labor oder Analysen auswerten, „das wäre für mich nix gewesen“. Der Garten- und Landschaftsbau war genau sein Ding, vor allem der Naturgartenbereich. Als allerdings Kiesgärten in Mode kamen, Wege zugepflastert und Steingabionen aufgestellt wurden, war der Naturfreund raus. Das konnte er nicht mit anschauen. Der Wechsel zum LBV erwies sich für ihn als goldrichtig. Hier war er wieder voll in seinem Element. Draußen arbeiten und ganz nah dran an Tieren und Pflanzen – „das Tollste überhaupt“. Am Ende seines Berufslebens hat Horlacher einen Wunsch für die Zukunft: „Wir haben im Münchner Raum kaum mehr extensive Wiesen. Die wenigen, die es noch gibt, sollten erhalten werden.“
CORNELIA SCHÖNHARDT

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