Am Ebenhausener Weiher in Pfaffenhofen gilt den ganzen Sommer ein Badeverbot wegen der Blaualgen. © Teubner
Mitarbeiter der Gesundheitsämter in Bayern entnehmen regelmäßig Wasserproben in Seen und Weihern. Zum Beispiel am Großen Brombachsee im Kreis Weißenburg-Gunzenhausen. © dpa
Iffeldorf/Ebenhausen – Manchmal kann man das Problem sogar riechen. Es duftet oft modrig, wenn ein Weiher von Blaualgen befallen ist. Am Ebenhausener Weiher im Kreis Pfaffenhofen an der Ilm ist gerade weder ein Labor, noch einmal tief Luft holen nötig, um die Situation zu beurteilen. Das Wasser ist grünlich verfärbt, die Blaualgen haben sich in dem Weiher ausgebreitet und Toxine gebildet. „Der Weiher ist in den tiefen Schichten sauerstoffarm. Er wird zwar belüftet, hat aber schon immer Schwierigkeiten mit der Durchmischung“, erklärt Cornelia Teubner vom Gesundheitsamt. Wenn es dann noch starke Niederfälle gibt, vermehren sich die Blaualgen häufig so stark, dass es für Schwimmer gefährlich wird.
Der Landkreis war von dem schweren Hochwasser im Juni besonders stark betroffen. Dass der kleine Weiher nun mit Blaualgen zu kämpfen hat, ist für die Experten im Landratsamt deshalb keine große Überraschung. Und der Ebenhausener Weiher ist nicht der einzige mit diesem Problem. Auch zahlreiche andere kleine Gewässer in Bayern kämpfen gerade mit Blaualgen – zum Beispiel der Klostersee im Kreis Ebersberg. Dort tritt das Problem fast jedes Jahr auf, ein Badeverbot gilt aktuell nicht.
Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) veröffentlicht auf seiner Homepage eine Übersicht über die Wasserqualität aller Seen und Weiher in Bayern. Die große Mehrheit, nahezu 98 Prozent, seien hinsichtlich der Hygienequalität als ausgezeichnet oder gut eingestuft, berichtet ein Sprecher. Dem LGL sind aber auch zwölf EU-Badegewässerstellen an sechs Seen oder Weihern bekannt, in denen in diesem Sommer mindestens zweimal Massenvermehrungen von Blaualgen aufgetreten sind. Es könnten noch mehr sein, denn nicht jeder Blaualgenbefall wird dem Landesamt gemeldet.
Häufig, aber nicht immer sind Blaualgen, offiziell Cyanobakterien, durch grünliches oder blau-grünliches Wasser, Schlieren oder Algenteppiche zu erkennen. Bei einem Verdachtsfall schicken die Gesundheitsämter Proben an das LGL. Wird der Verdacht bestätigt, ergreifen die Landratsämter Maßnahmen. Entweder Warnungen, wie im Ebersberger Fall. Oder komplette Badeverbote wie in Pfaffenhofen. Die Situation könne sich schnell ändern, manchmal reiche schon ein Gewitter oder eine Änderung der Windrichtung, damit sich eine Algenblüte wieder auflöst. Beim Ebenhausener Weiher haben Cornelia Teubner und ihre Kollegen im Gesundheitsamt keine Hoffnung, dass die Algen in den kommenden Wochen von allein verschwinden. „Das Badeverbot besteht bis Saisonende“, sagt sie. „Wir müssen dem Weiher eine Chance geben, sich zu erholen.“ Streng kontrollieren könne das Landratsamt das Badeverbot aber nicht, sagt sie. „Wir können nur an die Eigenverantwortung der Menschen appellieren.“ Das macht die Behörde mit Warn- und Hinweisschildern.
Der bloße Kontakt mit Blaualgen führt zwar nicht zwangsläufig zu gesundheitlichen Problemen. Sie setzen aber Gifte frei, die bei vielen Menschen zu Hautreizungen führen können. Außerdem erhöhen sie das Risiko für Badeunfälle, sagt Teubner. Schon allein, weil das Wasser nicht mehr klar ist.
Franziska Bauer hat für sich selbst eine einfache Regel aufgestellt: Sie schwimmt nicht in Seen und Weihern, deren Wasser so getrübt ist, dass sie ihre Füße nicht sehen kann, wenn sie drin steht. Bauer ist Projektleiterin in der Limnologischen Forschungsstation in Iffeldorf (Kreis Weilheim-Schongau). Ihr Forschungsgebiet: Blaualgen. Eigentlich sind es Bakterien, sagt sie. Algenblüten entstehen erst, wenn sich viele Cyanobakterien angehäuft haben. Für Hunde oder Kleinkinder könnten die Neurotoxine in den Bakterien durchaus gefährlich werden, sagt sie. Deshalb werden die Seen und Weiher so regelmäßig daraufhin untersucht. Das Team der Limnologischen Forschungsstation macht das zusätzlich zu den Messungen der Gesundheitsämter. Denn den Wissenschaftlern geht es auch darum, Cyanobakterien genauer zu erforschen. Es gibt nämlich nicht nur die, die durch Hitze an der Wasseroberfläche entstehen, erklärt Bauer. Sondern auch die am Seegrund. Die Forscher wollen herausfinden, wie sich der Klimawandel auf die Wasserqualität unserer Seen auswirkt. Dass sich deren Ökosysteme durch Hochwasserereignisse und steigende Temperaturen erhöhen, ist durch Studien bereits belegt.
In der Regel bauen sich die Cyanobakterien mit der Zeit von selbst wieder ab, erklärt die Forscherin. Auch Graskarpfen, Enten, Schwäne oder Gänse könnten helfen, indem sie sie auffressen. Was das Badevergnügen angeht, bringen die gefiederten Helfer aber neue Probleme. Bevor der Ebersberger Klostersee das Blaualgen-Problem hatte, waren dort Ufer und See durch die Fäkalien von Kanadagänsen beschmutzt.