DER URLAUB MEINES LEBENS

Permanentes Staunen in Pakistan

von Redaktion

Bernhard Rötzer aus Erding hat eine fremde Welt erkundet

Überwältigende Gastfreundschaft: Bernhard Rötzer lernte auf seiner Reise viele Menschen kennen.

Die Kunst des Beladens beherrschen die Pakistaner. Bernhard Rötzer wollte auf diesem Fahrzeug unbedingt Probe sitzen. © privat

Erding – Bernhard Rötzer ist bereits seit sechs Monaten zurück in Erding – aber es wird noch lange dauern, bis er alles verarbeitet hat, was er in seinem Pakistan-Urlaub erlebt hatte. Es war einfach eine unvergessliche Reise in eine fremde Welt. Und schon jetzt weiß er: „Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich in Pakistan war.“

In Erding hat Rötzer jahrelang den Gasthof „Zur Post“ betrieben. Er hatte einen Mitarbeiter aus Pakistan, der ihm von seiner Heimat erzählte. Rötzer wurde neugierig, las noch mehr über Pakistan – und buchte für seine Frau und sich schließlich eine Reise. „Ich liebe Länder, die noch sehr ursprünglich sind“, sagt er. Sein Nachbar hatte Kontakte, mit denen er ihm weiterhelfen konnte, so fand Rötzer einen Fahrer und einen Guide für seinen Urlaub.

Das Abenteuer begann in Karatschi. Einer Großstadt im Süden mit mindestens 20, eher sogar 25 Millionen Einwohnern. Die Rötzers sahen riesengroße Slums, riesengroße Märkte, riesengroße Müllberge und riesengroße Hoteltürme. Es gab für Rötzer etliche Gründe, permanent zu staunen. Restaurants mit 2000 Sitzplätzen, die trotzdem komplett ausgebucht sind. Überall Sprengstoffhunde und Sicherheitskontrollen. Eselskarren, die meterhoch beladen sind und von modernen E-Bussen überholt werden. „Die Gegensätze sind in Pakistan so groß“, berichtet der 64-Jährige. Es gibt sehr viele reiche Menschen, aber auch sehr arme. „40 Prozent der Bevölkerung sind Analphabeten“, sagt er.

Die Reise führte ihn und seine Frau quer durchs Land, bis in den Hindukusch auf 2700 Meter Höhe. Eine Nacht verbrachten die beiden in einem teuren Luxushotel in einem Skigebiet, wo die Reichen Urlaub machen. Der Weg dorthin führte durch Dörfer, in denen die Menschen durch Überschwemmungen alles verloren hatten.

Eine andere Nacht verbrachten die beiden in einer eingeschneiten Blockhütte mit einem winzigen Holzofen, weil ihr Auto im Schnee stecken geblieben war. „Es war die kälteste Nacht unseres Lebens“, erzählt Bernhard Rötzer.

Am intensivsten in Erinnerung behalten hat der Erdinger die Begegnungen mit den Menschen. „Die Freundlichkeit und die große Gastfreundschaft sind überwältigend“, schwärmt er. In Pakistan gibt es so wenig Touristen, dass ihr Auto außerhalb der großen Städte immer von einer Polizei-Eskorte begleitet wurde. „Nicht weil es gefährlich gewesen wäre“, betont er. Rötzer hat sich überall in Pakistan sicher gefühlt. „Die Eskorte war ein Geschenk der Regierung, die Hotels hatten gemeldet, dass zwei Touristen übernachten werden. „Wir sind gereist wie wichtige Politiker“, sagt der Erdinger.

Wenn er heute die vielen Bilder aus diesem Urlaub anschaut, dann muss er immer wieder schmunzeln. Er hat absurde Szenen beobachtet. Zum Beispiel eine siebenköpfige Familie auf einem winzigen Motorroller. Aber in kleinen Dörfern konnte er auch sehen, welche Spuren die Taliban hinterlassen haben. „Sie sind seit 14 Jahren nicht mehr dort und trotzdem laufen Frauen dort noch komplett verschleiert durch die Straßen.“

Es war ein Urlaub, der mit keiner anderen Reise zuvor vergleichbar war, sagt Rötzer. 2600 Kilometer sind sie quer durch Pakistan gefahren. Und es hat nicht gereicht. „Es gibt noch so viel zu sehen. Wir wollen unbedingt noch mal hin“, sagt der 64-Jährige. „Pakistan ist ein Land, das man in unterschiedlichen Jahreszeiten erleben muss.“
KATRIN WOITSCH

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