Bier aus der eigenen Küche

von Redaktion

Drei Oberbayern wollen Meister im Hobbybrauen werden

„Auf die Aromen kommt es an“, sagt Florian Rothballer.

Hobbybrauer Martin Tietz sitzt in seinem Keller neben dem kupferfarbenen Braukessel. Seine Marke „Tieden-Bräu“ ist nur für den Eigenbedarf. © Privat (2)

München/Stralsund – Bierbrauen ist keine Raketenwissenschaft. Davon zumindest ist Martin Tietz fest überzeugt. „Es ist leicht verständlich“, sagt der 58-Jährige über sein größtes Hobby. Alles begann im Jahr 2015, als er ein Starterpaket zum Bierbrauen geschenkt bekommen hat. Schon ein Jahr später – zu seinem 50. Geburtstag – legte sich Tietz eine eigene, professionellere Brauanlage zu. In seinem Keller tüftelt er seitdem mit Begeisterung vor dem kupferfarbenen Kessel.

Das Bier für sein „Tieden-Bräu“ braut Martin Tietz nur für den Eigengebrauch – und, um sich immer wieder mal mit anderen Hobbybrauern zu messen. Und heute ist es wieder soweit. Tietz tritt bei der achten Deutschen Meisterschaft der Hobbybrauer in Stralsund an. Gastgeber ist die Störtebeker Braumanufaktur. In zwei Hauptrunden treten 200 Hobbybrauer gegeneinander an und präsentieren ihre kreativen Biere.

Eigentlich ist es kein Wettkampf, sondern eher eine Zusammenkunft experimentierfreudiger Bierfans. „Es geht freundschaftlich und kameradschaftlich zu“, sagt Tietz, dessen Motto lautet: „Make beer, not war“, also brau lieber Bier, als in den Krieg zu ziehen.

Der Wettbewerb besteht aus zwei Runden. In der Hauptrunde müssen die Teilnehmer eine vorgegebene Biergattung brauen, in der Kreativrunde wird ihnen freie Hand gelassen – sie dürfen sich über die Grenzen des Reinheitsgebots hinaus austoben. Heuer lautet die Vorgabe „Belgisches Blonde Ale“. Tietz und die 199 anderen Hobbybrauer haben ihr Produkt vorab daheim gebraut und nach Stralsund geschickt.

Neben Tietz treten aus Oberbayern auch Florian Rothballer und Alexander Rummel an. Florian Rothballer (44) stellt alles Mögliche selbst her, am liebsten aber eigenes Bier daheim in Erdweg im Kreis Dachau. Dass er beim Kreativwettbewerb nicht auf das Reinheitsgebot achten muss, freut ihn. Sein Beitrag ist die Kreation „Cocozilla“ – ein „Japanese Green Tea Imperial IPA“ mit einem Alkoholgehalt von elf Prozent. Es zeichnet sich durch eine hohe Fruchtigkeit und Frische aus. Aromen von Zitronengras, geröstete Kokosraspeln und Reis ergänzen den japanischen grünen Tee. Mit so wilden Kreationen verköstigt er Freunde und Familie. Unter dem Namen „hopfendino“ lebt er sein Hobby auf Instagram & Co. aus.

Für Martin Tietz ist Stralsund kein unbekanntes Terrain. 2020 wurde der Münchner Deutscher Meister der Hobbybrauer. „Die Kunst liegt darin, das Belgische Blonde Ale so nachzubrauen, dass es den Anforderungen der Jury gerecht wird und gleichzeitig individuell ist.“

Alexander Rummel nimmt heuer zum viertel Mal teil. „Es kommt vor allem auf die feinen Nuancen an“, sagt der 33-Jährige. Für den Kreativ-Part entwickelte er ein klassisches Pale Ale mit Hibiskus-Note. „Es zeichnet sich durch eine hohe Fruchtigkeit und karibische Aromen aus. Mit seiner rötlich-pinken Färbung hebt es sich auffällig von klassischen Kreationen ab.“ Sein Tipp für angehende Hobbybrauer: Starterset zulegen – und keine Scheu haben, viel auszuprobieren. Startschuss für seine Leidenschaft war 2012 das Lebensmitteltechnologie-Studium an der Hochschule in Weihenstephan.

Sollten Tietz, Rothballer oder Rummel den Sieg nach München tragen, dürfen sie sich über einen besonderen Gewinn freuen: Die Störtebeker Braumanufaktur braut nämlich die Gewinnerversion des „Belgischen Blonde Ale“ ein – und schickt dem Gewinner davon 400 Liter nach Hause.
IULIA MOACA

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