Helmut Reischl aus Wolfratshausen. © Sabine Hermsdorf-Hiss
Im Oberland ist der Bratwurst-Tscharlie aus Wolfratshausen eine Institution. Bei ihm gibt‘s nicht nur gute Wurst, sondern auch immer flotte Sprüche. Allerdings nur noch bis Ende des Jahres. Dann gibt Helmut Günther Karl Egon Reischl seinen Imbissstand ab.
Eine leichte Entscheidung war es nicht, das mit dem Imbissstand. „Es geht einfach nicht mehr, die Knochen…“, sagt Helmut Reischl, den alle Tscharlie nennen. Außerdem müsse er an seine Frau denken, die jeden Morgen um halb fünf aufsteht und mit ihm alles vorbereitet. Und das seit 47 Jahren. Der Bratwurst-Tscharlie ist in Wolfratshausen eine Institution. Wie es im kommenden Jahr mit dem Imbiss weitergeht, steht noch nicht fest. Nur so viel verrät Reisch: Interessenten für seine Nachfolge gibt es.
Sein Verkaufshit war immer die Currywurst. Er hat eine einfache Erklärung dafür: „Bei mir wird die Soße heiß serviert, so bleibt auch die Wurst länger heiß“, sagt der 72-Jährige. Würstl in allen Variationen mochte er schon immer, erzählt er. Und ein Imbissstand war schon früh sein Traum. Der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann hat in jungen Jahren gastronomische Erfahrung gesammelt. Nach seinem Dienst bei der Bundeswehr war es endlich so weit: Er sperrte seine eigene Wurstbude auf. Am 17. Januar 1977 legte er die ersten Würstl auf den Rost, damals hatte es minus 14 Grad, erinnert er sich. 17 500 Mark hatte er in seinen ersten Imbisswagen investiert. Das kulinarische Angebot hat sich seit damals nie verändert: Schaschlik mit selbst gemachter Soße und viel Zwiebeln, Bratwurst mit Semmel, Currywurst. Seit 47 Jahren beginnen seine Arbeitstage um 4.45 Uhr, um 14 Uhr sperrt er den Wagen zu.
Viele hatten damals prophezeit, dass er mit seinem Wagen nicht lange bleiben würde. Sie haben sich gehörig getäuscht. Seine Rechnung ging auf – auch wenn es die ersten Jahre schwierig war, sagt er. Aber der Schaschlik kam bei den Wolfratshausern genauso gut an wie seine flotten Sprüche. In all den Jahren waren Landräte und Bürgermeister seine Gäste, Stadt- und Gemeinderäte, Schauspieler, Lkw-Fahrer, Fallschirmjäger, sogar Kardinäle aus Rom. Nur einer kam nie: Edmund Stoiber. „Seine Leibwächter waren öfter da“, erzählt er. Knapp vier Monate bleiben dem ehemaligen Ministerpräsidenten noch, um die legendäre Tscharlie-Wurst zu probieren.
RUDI STALLEIN