Heiko Bauerschmitt ist Schulweghelfer in Moosburg. © afo
Bevor Heiko Bauerschmitt sich als Mediator an den Schreibtisch setzt, schiebt er frühmorgens Dienst in Warnweste, Neonkäppi und Verkehrskelle: Der 59-Jährige ist seit gut zwei Jahren einer von Moosburgs ehrenamtlichen Schulweghelfern und bekommt viel Wertschätzung für seine Arbeit. Deshalb freut er sich auf den Schulstart diese Woche.
Alles begann mit einer Zeitungsannonce, die Heiko Bauerschmitts Frau ihm am Frühstückstisch herüberreichte. „Schulweghelferinnen und Schulweghelfer gesucht“ stand darin. Bauerschmitt las die Anzeige, überlegte kurz und nahm Kontakt zur Stadt Moosburg (Kreis Freising) auf, um sich zu bewerben. Das war vor gut zwei Jahren. Heute steht Bauerschmitt gut gelaunt mit Kelle in neonfarbener Kleidung am Straßenrand und sagt: „Diese Aufgabe bringt für mich den nötigen Takt und die Regelmäßigkeit in den Tag.“ Sein Beruf als selbstständiger Mediator beginnt erst ab 9 Uhr: „Wenn ich weiß, ich muss in der Früh pünktlich hier sein, dann steht man ganz anders auf. Dann macht der Start in den Tag einfach Spaß.“
Wie viele Kommunen ist die Stadt Moosburg auf ehrenamtliche Schulweghelfer für die Sicherheit der Kinder angewiesen. Zum Teil sind ältere Schulweghelfer krankheitsbedingt ausgeschieden, andere sind weggezogen oder die Lebensumstände passen nicht mehr zum Dienst. Dabei sei es enorm wichtig, dass das Team stark aufgestellt ist, meint Bauerschmitt. Denn die Helfer stehen meist zu zweit an viel befahrenen Straßenübergängen: „Wir schauen immer gegeneinander in beide Richtungen.“
Es geht dem Moosburger aber nicht nur um die Sicherheit der Kinder: „Es ist einfach ein super Ehrenamt mit hoher Wertschätzung von allen Seiten“, sagt der 59-Jährige. „Egal, ob von Eltern, Kindern, Lehrern oder auch aus dem Stadtrat.“ Der letzte Schultag sei jedes Mal besonders, weil man wisse: Man hat wieder ein Jahr dafür gesorgt, dass es keinen Unfall gab. Bauerschmitt zieht sein Smartphone aus der Tasche und wischt ein Foto her, auf dem Süßigkeiten zu sehen sind, die er heuer von Kindern zugesteckt bekommen hat. Auf einem Duplo-Riegel klebt zum Beispiel: „Du warst ein super Schutzengel“. Der Schulweghelfer lächelt gerührt.
Neben der Wertschätzung und sinnstiftenden Tätigkeit bekommen die Moosburger Schulweghelfer auch noch eine Aufwandsentschädigung. Zwölf Euro netto gibt es pro Stunde für das Ehrenamt, andere Kommunen zahlen deutlich weniger oder gar nichts, weiß Bauerschmitt. Außerdem bekommen die Helfer Kleidung und Kelle gestellt, dazu gibt es gelegentliche Zuckerl wie die Einladung zur städtischen Weihnachtsfeier. Im Fall der Fälle greift bei den Schulweghelfern zudem die kommunale Unfallversicherung.
„Absolute Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit sind oberste Prämissen“, sagt Heiko Bauerschmitt. Neben der Absicherung der Wege haben die Ehrenamtlichen noch einen erzieherischen Auftrag: „Wir achten darauf, dass die Kinder beim Radeln die Hände an den Lenker nehmen oder im Dunkeln ihr Licht anschalten.“ Bei dieser Gelegenheit fallen dem Moosburger noch dringende Appelle in Sachen Sicherheit ein, die er unbedingt loswerden möchte: „Liebe Eltern, bitte zieht euren Kindern helle, bunte Kleidung an“, mahnt er. Außerdem ruft er Eltern zur Vernunft auf: „Bitte, wenn irgendwie möglich, aufs Elterntaxi zur Schule verzichten.“
ARMIN FORSTER