Die Chefs von Rock Capital: Peter Neumann, Christian Lealahabumrung (beide geschäftsführende Gesellschafter) und Geschäftsführer Andreas Wißmeier (v.l.).
Das 42000 Quadratmeter große Heads-Gebäude ist fertig.
Markus Braun, Ex-Vorstands-Chef von Wirecard.
Nach Jan Marsalek wird gefahndet. © dpa (2)
Wohlbefinden versprechen die Eigentümer im Heads-Gebäude in Aschheim. Dafür sorgen unter anderem große Fenster und viele Pflanzen in den drei Atrien. © Martin Hangen (3)
Aschheim – Juni 2020: Die Münchner Immo-Firma Rock Capital hat ganz besondere Kunden. Sie verhandelt mit Wirecard, Deutschlands neuem Börsen-Superstar. Das Finanzdienstleistungs-Unternehmen will seinen Stammsitz in Aschheim im Kreis München verlassen und eine neue Zentrale etwas weiter nördlich errichten – und hat dabei ganz besondere Wünsche: viele Kameras, kugelsichere Scheiben und ein Helikopter-Landeplatz über der Vorstandsetage im vierten Stock. Man ist ja wer.
Dann ist Wirecard plötzlich gar nichts mehr. Der DAX-Konzern ist über Nacht pleite, 1,9 Milliarden Euro fehlen. Vorstandschef Markus Braun wird festgenommen, sein Vize Jan Marsalek taucht unter. Und Rock-Capital-Geschäftsführer Andreas Wißmeier steht ohne Kunde da.
Vier Jahre später ist Gras über die Sache gewachsen: Auf dem Dach des Heads-Gebäudes an der Einsteinstraße sind bienenfreundliche Pflanzen und Gräser, im Atrium ranken 1200 Pflanzen in die Höhe. Das zieht nicht nur Insekten an, sondern auch Kunden: Das 42 000 Quadratmeter große Gebäude ist laut Wißmeier jetzt fertig – und schon zu 50 Prozent vermietet. Namhafte Kunden sind die französische Bank Crédit Agricole, der Hygiene-Konzern Essity („Tempo“, „Zewa“) oder die US-Sensorik-Firma Bourns. Weitere Unternehmen würden in Kürze einziehen.
Die Eigentümer sind sicher. Das liegt am Konzept – eine Mischung aus „Gesundheit und Wohlbefinden“ in einem grünen Gebäude, so Wißmeier. Das Heads sei Deutschlands erstes „Immune Office“. Bedeutet: Es soll besonders sauber sein. Spezielle Filteranlagen und UV-C-Licht sollen 99,9 Prozent aller Viren, Bakterien und Schimmelpilze in der Luft eliminieren, behauptet Rock Capital-Chef Wißmeier: „Covid hat das Bewusstsein für die Ansteckung im Büro geschärft. Das Homeoffice ist auf Dauer keine Lösung. Im Heads setzen wir modifizierte haustechnische Anlagen und Zuluftfilter ein, die bisher nur in OP-Sälen zum Einsatz kamen.“
Das Wohlbefinden sollen Pflanzen wie Ficus-Bäume, Bambus oder Rankpflanzen in drei Atrien erhöhen. Die Gemeinschaftsflächen sind mit viel Holz und Keramik ausgestattet. Im Empfangsbereich gibt es eine Barista-Bar mit Möbeln im skandinavischen Design. Dazu kommt ein Restaurant in Rot- und Grün-Pastell und Kellnern in schwarz-weißer Kluft. Nachhaltig sei das Gebäude auch: die Heizung – laut Wißmeier zu 80 Prozent aus Geothermie. Jeder Parkplatz bekomme auf Wunsch eine E-Ladesäule. Und alle Lampen seien mit stromsparenden LEDs ausgestattet. Laut Wißmeier war das alles ganz schön teuer. Doch für ihn ist klar: Immo-Unternehmen müssen sich heutzutage was einfallen lassen, wenn sie Mieter gewinnen wollen.
THOMAS GAUTIER