Furcht vor der Flut: Feuerwehrleute in Prag bauen Hochwasserschutz-Wände entlang der Moldau auf. © AP
Mitte September das Auto vom Schnee befreien: Diese winterliche Szene spielte sich am Freitag in Obertauern, Österreich, ab. Die Winterdienste waren dort im Dauereinsatz. © Dominik Bartl
Berchtesgaden – Im Berchtesgadener Land liegen die Sandsäcke bereit, am Freitag haben sie sogar noch die Reserve aufgefüllt und verteilt. Die Feuerwehren sind eh in Alarmbereitschaft. Denn so viel ist klar: Es wird nass im Südosten Bayerns, sehr nass. „Das ist deutlich mehr als ein herbstliches Wochenende“, sagt Dirk Mewes, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst. „Das geht in Richtung Extremwetter.“ Und er sagt auch: „Das ist für diesen Teil des Monats eher ungewöhnlich.“
Binnen 48 Stunden, zwischen Freitagmorgen und Sonntagmorgen, können zwischen Mangfallgebirge und Berchtesgadener Land 80 bis 100 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen, so der DWD. In Staulagen seien auch 150 Liter möglich. In diesen Regionen gilt am Wochenende eine Unwetterwarnung der Stufe 3. Am meisten Regen wird wohl in der Nacht auf Samstag und am Samstagvormittag fallen.
Der Südosten Bayerns bereitet sich vor, nicht nur mit Sandsäcken und Hochwasser-Barrieren wie sie etwa in Kolbermoor (Kreis Rosenheim) aufgebaut werden. Die Bayerische Seenschifffahrt lässt am Samstag keine Schiffe über den Königssee fahren. „Wir gehen am Wochenende von starken Winden aus”, sagt der technische Betriebsleiter Michael Brandner. Er sagt auch, dass die Schleusentore des Königssees bereits am Donnerstagmittag geöffnet wurden. Dadurch ist der Pegel des Sees um 20 Zentimeter gefallen. Eine Vorsichtsmaßnahme, um Platz zu schaffen für den Starkregen. Wegen der niedrigen Temperaturen – in den Alpen kaum über fünf Grad – kommt der Niederschlag oberhalb von 1000 Metern als Schnee herunter. In den Hochlagen über 2000 Meter ist rund ein Meter Neuschnee möglich. Ist das der Start in die Wintersportsaison? Dafür ist das Wetter am Wochenende zu schlecht: Das Landratsamt Berchtesgaden warnt vor Ausflügen in die Berge und bittet auch darum, Urlaubsgäste auf die Gefahren hinzuweisen. Und der Lawinenwarndienst weist auf erhöhte Gefahren hin: „Besonders problematisch sind frische Triebschneeansammlungen“, heißt es.
Der September-Schnee hat aber auch Vorteile: Er wird wohl eine Hochwasserkatastrophe, wie Bayern sie im Juni erlebt hat, verhindern. Denn die hohen Niederschlagsmengen werden dadurch erst einmal in fester Form gebunden, heißt es beim Hochwassernachrichtendienst. Deshalb gelten vorerst die Meldestufen 1 und 2 – am Wochenende soll es bei kleineren Ausuferungen beziehungsweise überfluteten landwirtschaftlichen Flächen und Verkehrsbehinderungen bleiben.
Dauerregen ließ am Freitag in Polen, in der Slowakei und Tschechien die Sorgen wachsen, dass Flüsse über die Ufer treten. In Österreich ist die Lage ebenfalls ernst. Lokal werden dort um die 300 Liter erwartet. Wegen der Starkregenfälle und Stürme haben die Österreichischen Bundesbahnen sogar eine Reisewarnung ausgegeben. Alle Fahrgäste wurden aufgerufen, nicht dringend notwendige Zugfahrten zwischen Freitag und Sonntag zu verschieben. Bereits in der Nacht auf Freitag wurde die Bahnstrecke zwischen Bad Hofgastein und Bad Gastein im Salzburger Land wegen starken Schneefalls gesperrt. Mehrere Straßen in Österreich waren wegen umgestürzter Bäume oder liegen gebliebener Fahrzeuge blockiert. Andere Routen, wie etwa die Großglockner Hochalpenstraße, wurden aus Sicherheitsgründen geschlossen. Mancherorts galt Schneekettenpflicht.
Und wie geht es in Bayern weiter? Für Montag rechnet Mewes nach einer leichten Entspannung am Sonntag wieder mit mehr Regen. Aber immerhin deutet sich ein Lichtblick an für den Wiesn-Start: Am Samstag gibt es bis 20 Grad, Wolken – Regenwahrscheinlichkeit 50 Prozent.
CAZ, KP, DPA