Aiwangers Abschussliste

von Redaktion

Vor Jägern skizziert der Minister weitreichende Pläne

Ein Goldschakal. Aiwanger will die Jagd eröffnen. © dpa (2)

Der Dachs. Schon heute darf er erlegt werden.

Zielt auf neue Tierarten: Hubert Aiwanger, hier im Winnetou-Kostüm bei der „Fastnacht in Franken“, ist Jäger und sogar Kreisvorsitzender des Jagdverbands. Er will mehr Abschüsse. © David Ebener/dpa

München – An der Wand mächtige Geweihe, am Rednerpult ein Minister mit wuchtigen Vorschlägen. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat der seit 2023 auch für die Jagd zuständige Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) am Samstag im weißen Saal des Münchner Jagdmuseums Vorschläge für eine Änderung des Jagdrechts skizziert. Und der Vorstoß hat es in sich: Aiwanger will neben dem Wolf eine weitere Tierart neu ins Jagdrecht nehmen, bei anderen die Schonzeit verkürzen. Der Bund Naturschutz (BN) ist alarmiert: „Die Meinung, man könne Probleme, die oft keine sind, mit dem Gewehr lösen, halten wir für unangemessen“, warnt BN-Vorsitzender Richard Mergner gegenüber unserer Zeitung.

Eines der Problemtiere, die Aiwanger in die Abschussliste aufnehmen will, ist der Schakal. Das Raubtier wandere über Österreich und die Balkanstaaten ein, sagte er vor den Mitgliedern des Bayerischen Jagdverbands. Bisher ist er geschützt. Er werde versuchen, das Tier „ins Jagdrecht zu kriegen“, versprach Aiwanger. Denn es sei vorauszusehen, dass der Schakal „übergriffig“ und Weidetiere wie etwa Schafe attackieren werde. Der Goldschakal ist in Bayern bisher noch sehr selten. 2012 tauchte er erstmals im Bayerischen Wald auf. Berichte über gerissene Weidetiere gibt es bisher nicht – mit einer Ausnahme: 2022 riss ein Schakal bei Huglfing im Landkreis Weilheim-Schongau vier Lämmer. Aiwanger betont: „Ich sehe hier Handlungsbedarf.“

Auch Dachs und Marder stehen auf der Abschussliste des Ministers. Der Dachs darf bisher nur von August bis Oktober in Bayern erlegt werden. Er werde einen „Vorstoß“ unternehmen, um die Jagdzeit bis Ende Januar auszudehnen, sagte Aiwanger. BN-Chef Mergner dazu: „Ich sehe überhaupt nicht, welche Schäden der Dachs anrichtet.“ Ähnlich skeptisch sieht der BN die Jagd auf den Marder, der bisher nur von Mitte Oktober bis Ende Februar gejagt werden darf. Landwirte, aber auch Autobesitzer nannte Aiwanger indes als Leidtragende einer zu großen Marder-Population. Wenn „ein Trupp Jungmarder die Gegend verunsichert“, müsse gegengesteuert werden, die Jagdzeit schon im Juli eröffnet werden.

Bei den Gänsen sieht der Jagdminister ebenfalls Handlungsbedarf. Die Jagd ist derzeit vom 1. August bis Mitte Januar erlaubt. Weil die Vögel die Saat schädigen könnten, die der Landwirt auf den Äckern ausbringe, müsse die Schonzeit verkürzt werden – „wenigstens bei Junggänsen“.

Die Ringeltauben nur vom 1.November bis 20. Februar schießen zu dürfen, nannte der Minister praxisfremd. Scharen von Jungtauben vernichteten ganze Saaten. Da müsse die Jagdzeit erweitert werden.

Auch Mergner ist nicht grundsätzlich gegen die Jagd auf Gänse und Tauben. Man müsse aber wirklich schauen, dass diese Vergrämung auch etwas bringe. Das sei zum Beispiel bei der alljährlichen Jagd auf den Eichelhäher („ein Skandal“) nicht der Fall. Insgesamt aber lösen Aiwangers Pläne beim BN Verwunderung bis Entsetzen aus.
DIRK WALTER

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