Kita-Sprachtests beschlossen

von Redaktion

Kinder mit Defiziten müssen Vorkurs Deutsch besuchen

Eine Erzieherin lernt mit den Kita-Kindern beim Lesen Wörter. © picture Alliance

München – Die bayerische Staatsregierung hat verpflichtende Sprachtests für Kinder im Vorschulalter beschlossen. Kinder mit Defiziten müssten dann im Jahr vor ihrem Grundschulstart eine Kita mit einem Vorkurs Deutsch besuchen, sagte Staatskanzleiminister Florian Herrmann (CSU) am Montag nach der Kabinettssitzung in München. Die sogenannte Sprachstandserhebung betrifft alle Kinder im vorletzten Kindergartenjahr – egal, ob sie tatsächlich eine Kita besuchen oder nicht.

Es sei eine zwingende Logik, dass Kinder dem Unterricht folgen können müssen, wenn sie in die Grundschule kommen, sagte Herrmann. Sie würden sonst ihrer Startchancen beraubt. Sprachdefizite müssten sofort ausgeglichen und so die Bildungschancen für die jungen Menschen erhöht werden. Er räumte aber zugleich ein, dass auf die Kitas mehr Arbeit zukomme, wenn Kinder zu einem Besuch verpflichtet würden, deren Eltern eigentlich nicht vorhatten, ihre Kinder in einen Kindergarten zu schicken.

Die Landtags-Grünen halten die verpflichtenden Sprachtests an Kitas für nicht umsetzbar. Zum einen, weil die Pläne keine zusätzlichen Finanzmittel vorsehen und die Kosten an den klammen Kommunen hängen blieben. Außerdem wegen des Mehraufwands trotz Lehrkräftemangels. Die Regierung plane nicht, weitere Stellen in den Kitas dafür zu schaffen.

Das kritisiert auch die SPD-Landtagsfraktion. „Das kann so nicht funktionieren. Erzieherinnen und Erzieher arbeiten schon längst nahe dem Kollaps“, sagte die SPD-Bildungspolitikerin Doris Rauscher. Statt bürokratischer Tests brauche es vielmehr eine „echte Sprachförderung“: nämlich flächendeckend Sprachkurse für alle Kinder, die Unterstützung benötigen. Die Staatsregierung lasse die Kitas aber bei der Sprachförderung im Stich. Sie müsse viel stärker in die sprachliche Bildung der Kinder investieren, forderte Rauscher. Dazu gehörten aber mehr Geld und mehr Personal für die Sprachkurse – „und zwar bayernweit“. Außerdem müsse die Staatsregierung erheben, wie sich der Sprachstand entwickelt habe. Zudem wüsste die Ministerin nicht, ob überhaupt allen Kindern, die einen Sprachförderbedarf haben, ein Platz in einem Vorkurs Deutsch angeboten werden könne.
EPD

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