Die Schneemassen drückten durchs Küchenfenster der Toni-Lenz-Hütte. © 7aktuell/Dörfler (2)
Berchtesgaden – Hans Kranawetvogl lag schon im Bett, als er am Montagabend gegen 21.30 Uhr ein Rumpeln hörte. Der Wirt der Toni-Lenz-Hütte auf 1438 Meter Höhe unterhalb der Schellenberger Eishöhle im Berchtesgadener Land stand sofort auf und schaute nach dem Rechten: „In der Küche sah ich dann, dass eine Lawine abgegangen ist und die Fenster eingedrückt hat“, erzählt der Hüttenwirt. „Die Lawine war zum großen Teil seitlich der Hütte ins Tal gerutscht, ein Teil davon hat das Haus getroffen.“
Kein großes Drama also, Kranawetvogl machte die Fenster mit Spanplatten und einem Schnellschrauber dicht, reinigte die Bierleitungen und ließ sich dann von einem Hubschrauber ins Tal fliegen. „Zu Fuß absteigen wäre wegen der Lawinengefahr lebensgefährlich gewesen.“ Dass nicht mehr passierte, ist laut Kranawetvogl den Erbauern der Hütte zu verdanken, die vor 90 Jahren eröffnet wurde. „Die hatten sich schon was dabei gedacht, als sie das Haus genau hier hinstellten.“
Ende September soll die Hütte noch mal öffnen
Die Saison soll aber nicht deshalb beendet sein: „Wir werden die nächsten Tage wieder hochschauen und den Schaden beheben“, so Kranawetvogl. „Wir hoffen, dass wir bis zum letzten Septemberwochenende wieder geöffnet haben.“ Die Hütte bleibt dann bis Ende Oktober geöffnet. Die weiter oben gelegene Eishöhle selbst ist wegen des frühen Wintereinbruchs schon geschlossen.
Auch im Steinernen Meer hatte es ohne Ende geschneit. Im Riemannhaus auf 2177 Metern Höhe wurden sechs Feuerwehrmänner und zwei Feuerwehrfrauen aus Dortmund eingeschneit. Donnerstagabend kamen sie laut Franz Mayr, Chef der Alpenvereinssektion Ingolstadt, der die Berghütte gehört, schon recht erschöpft an. Dann kam der große Schneesturm. Ein Abstieg war wegen der Lawinengefahr nicht mehr möglich. Die Gäste hätten fleißig beim Schneeräumen geholfen, bauten eine Schneebar und machten es sich beim Glühwein gemütlich.
Dann zeigte sich der laufende Umbau des Riemannhauses als ein wahrer Segen. Die Hälfte wurde abgerissen und neu gebaut, ein neues Treppenhaus wurde eingebaut. Insgesamt werden drei Millionen Euro investiert. Mayr: „Der Chef unserer Handwerker hatte die Helfer vor dem Wochenende in weiser Voraussicht mit dem Helikopter ins Tal fliegen lassen, am Dienstag wurden sie wieder hochgeflogen, da konnte der Hubschrauber auf dem Rückweg die Gäste aus Dortmund wieder nach unten fliegen.“ Für Übernachtungen ist die Hütte jetzt geschlossen.
JOHANNES WELTE