Atemberaubend und gefährlich: Das Duo „Flash of Splash“ bei der Premiere in München. © Jantz/Privat
Das Mandana-Zelt des Circus Krone. Noch bis 10. November gibt der Circus Vorstellungen. © Oliver Bodmer
Nach dem Unfall wurde die Artistin sofort abgeschirmt, Ärzte waren im Publikum und halfen.
Burghausen – Aus einem scheinbar schwerelosen Tanz in schwindelerregender Höhe wurde ein Kampf um Leben und Tod. Vor den Augen des Publikums ist die Luftakrobatin Amalia Avanesian (29) am Samstagabend während einer Aufführung mit ihrem Partner Yevhen Abakumov (48) im Circus Krone in Burghausen (Landkreis Altötting) sechs Meter in die Tiefe gestürzt.
Das Drama ereignete sich gegen Viertel vor sechs, als das Duo („Flash of Splash“) seine atemberaubende Nummer vor rund 3000 Zuschauern darbot. An Bändern, sogenannten Strapaten, die an der Decke befestigt sind, glitten Amalia und Yevhen durch die Luft, rotierten wie Kreisel, hingen irgendwie aneinander, mal am Arm, mal am Bein, mal am Zahnhang, nur mit der Kraft des Gebisses.
Auch Zuschauerin Martina H. (48) war gebannt. Dann kam der Moment, als die Frau ganz nach oben kletterte und sich herunterfallen ließ, berichtet die Augenzeugin. „Sie wollte seine Hände packen, kriegte sie aber nicht gescheit zu fassen. Vielleicht hat auch er sie nicht richtig greifen können. Auf jeden Fall ist sie aus fünf, sechs Meter Höhe auf den Boden geknallt. Da war kein Schutz, nichts. Uns ist allen das Herz stehen geblieben. Und sie ist einfach liegen geblieben und hat sich nicht mehr gerührt. Wir haben schon gedacht, jetzt ist das Schlimmste passiert“, sagt Martina H.
Der Circus reagierte laut H. umgehend. „Sie haben sofort außenrum Sichtschutz aufgebaut. Ärzte aus dem Publikum sind gekommen, und irgendwann kam Gott sei Dank der Notarzt, die Feuerwehr, die Polizei. Dann kam ein Hubschrauber, und nach einer halben Stunde haben sie die Frau abtransportiert.“
Die Polizei Burghausen bestätigt den Sturz. Die Artistin sei ins Krankenhaus Traunstein gebracht worden. „Ihre Verletzungen sind teils lebensgefährlich, mit einem Ableben ist aber nicht zu rechnen“, sagt ein Sprecher. Die Polizei ermittelt zum Unfallhergang.
Beim Circus steht man unter Schock. „Das gesamte Circus-Krone-Team hofft und betet für Amalia für eine schnelle und vollständige Genesung“, sagte Direktor Martin Lacey gestern. Die Russin arbeitet mit den Ukrainer seit 2015 zusammen, seit 2019 sind sie beim Circus Krone. Beides absolute Top-Artisten. Doch trotz aller Sicherheitsvorkehrungen, die es gebe, so Lacey, sei Gefahr immer mit dabei: „Das ist das Leben, das wir haben“, so der Dompteur, der nach dem Unfall seine Raubkatzen-Dressur wie geplant durchführte. Nach der Vorstellung sei „die ganze Circus-Familie“ in der Manege zusammengekommen. „Wir haben zusammen gebetet.“
Am Sonntag war in Burghausen die letzte Vorstellung. Am Donnerstag ist Auftakt in Neumarkt in der Oberpfalz. Die letzte Station vor Saisonende ist Nürnberg (29. Oktober bis 10. November).
DANIELA POHL
ANDREA STINGLWAGNER