Missbrauch: 81-Jähriger vor Gericht

von Redaktion

Ein heute 81-Jähriger soll sich jahrelang junge Mädchen zum Missbrauch für tausende Euro nach Hause bestellt haben. Zum Prozessauftakt schweigt er. Seine Verteidiger gehen die Richter an.

Der 81-jährige Angeklagte sitzt zum Auftakt im Prozess um jahrelangen sexuellen Missbrauch von Kindern im Gerichtssaal. Vorerst schwieg er zu den Vorwürfen. © Peter Kneffel/dpa

München – Im Rollstuhl lässt sich Helmuth D. (81) in den Gerichtssaal fahren, mit zitternden Fingern zieht er die Kapuze über sein Gesicht. Kaum mehr aufrecht sitzen kann der Greis – doch er soll unvorstellbare Verbrechen begangen haben. Laut Staatsanwaltschaft verging sich Helmuth D. sexuell an mehreren Kindern. Ein Komplize soll ihm diese gegen Zahlungen sogar in sein Haus nach Pullach im Landkreis München gebracht haben.

Mehr als eine Stunde lang wurde gestern im Landgericht die Anklage gegen die beiden Männer verlesen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen auch Menschenhandel, Zwangsprostitution und den Besitz von Kinderpornografie vor. Die Anklage enthält so widerliche wie grausige Details, zu denen sich die Angeklagten aber nicht äußern wollten.

Laut Staatsanwaltschaft suchte Helmuth D. zwischen 2005 und 2017 im Internet gezielt nach Frauen, die ihre eigenen Kinder für einen Missbrauch anbieten – und sexuelle Handlungen an ihnen zulassen. In mindestens zwei Fällen soll eine Mutter ihre Kinder zu Helmuth D. nach Hause gebracht haben. Dafür zahlte er laut Anklage mehrere tausend Euro. Ein zwölfjähriges Mädchen musste D. laut Anklage als „Papa“ anreden, während er sie missbrauchte. Die Mutter sah dabei zu.

In ähnlicher Konstellation soll Helmuth D. auch ein fünfjähriges Mädchen sexuell missbraucht haben. Mit den Händen fährt er sich immer wieder über sein Gesicht, als diese Vorwürfe gestern öffentlich verlesen werden – für dutzende Zuhörer im voll besetzten Gerichtssaal kaum erträglich.

Einer Frau, die er im Internet kennenlernte, soll Helmuth D. Videos seiner Taten gezeigt haben – sie gilt als wichtigste Zeugin. Laut Anklage erzählte D. auch seinem Komplizen von Missbrauchsplänen – Arbend S. soll dem Hauptangeklagten die Kinder geliefert, ihn später aber auch erpresst haben. Laut Anklage lautete D.s Wunsch, die Kinder sollen „so jung wie möglich“ sein.

Seit Juni 2023 sitzen beide Männer in Stadelheim in U-Haft. Sechs Jahre Gefängnis drohen Helmuth D. allein für die angeklagten Missbrauchstaten, wegen Kinderpornografie ist er bereits vorbestraft. Von Reue gestern keine Spur. Stattdessen stellte er über seine Verteidiger Jacob Böhringer und Frank Eckstein einen Befangenheitsantrag gegen das Gericht – unter anderem, weil mehrere Personen dort an einem Buch über Sexualstrafrecht mitarbeiten sollen. Die Entscheidung darüber muss eine andere Kammer treffen.

Der Prozess wurde so lange unterbrochen, ein für Donnerstag angesetzter Termin gestrichen. Das Gericht geht von einem langen Verfahren aus. Es hat mehr als 30 Verhandlungstage für den Prozess angesetzt.

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