Erst lief es mir kalt den Rücken herunter, dann bekam ich eine richtige Gänsehaut. Waldemar neben mir wimmerte mit zittriger Stimme: „Hat da eben ein Mann seine Weißwurst in Ketchup getunkt?“ Wir hatten richtig gesehen. Bei sowas muss ich meinen Senf dazu abgeben. Ich wies in freundlich zurecht, dass man süßen Senf nimmt. Der Preiß fragte: „Süßer Senf? Wat is’n ditte?“ – „Nun“, erklärte ich: „Das ist wie normaler Senf – nur in Bayrisch und besser. Der Ursprung von dem normalen Senf liegt in den winzigen Senfkörnern. Die werden zu Senfmehl oder Senfschrot gemahlen und gesiebt. Durch die Flüssigkeit und das Verrühren wird die Schärfe des Senfkorns freigesetzt. Der sogenannten Dijon-Senf aus Frankreich ist besonders scharf. Doch den süße Senf aus Bayern ist – wie der Name schon sagt – nicht scharf, sondern süß.“ Waldemar fiel mir begeistert ins Wort: „Den hat Johann Conrad Develey erfunden. Er hat den Dijon-Senf mit viel karamellisiertem Zucker oder braunen Farinzucker, Branntwein-Essig und Gewürzen gemischt“, brummte er geheimnisvoll. „Dafür hat Develey auf der Weltausstellung in Wien die Fortschrittsmedaille erhalten und ab 1874 war er Hoflieferant von König Otto und Prinzregent Luitpold von Bayern. Die Weißwurst wurde etwa zur gleichen Zeit erfunden. Und die darf mit keiner anderen Soße vermischt werden.“
Eure Paula