Hilfe, es weihnachtet schon!

von Redaktion

Hochbetrieb in Schoko-Fabrik

In den Supermärkten haben Lebkuchen, Glühwein und Co. schon wieder Konjunktur. © BREUEL BILD

Bis zu vier Kilo schwer sind die Weihnachtsmänner und Nikoläuse, die in Riemerling produziert werden. Hugo und Christine Seybold führen die Manufaktur in dritter Generation. © Marcus Schlaf

Riemerling – Weihnachtsstimmung? Herrscht für Familie Seybold fast das ganze Jahr. Auch wenn es draußen 30 Grad hat und andere ihren Sommerurlaub planen. Dann sind in ihrer Fesey-Schokoladen-Manufaktur in Riemerling im Kreis München längst die ersten Weihnachtsmann- und Nikolaus-Formen wieder mit Schokolade gefüllt. 55 Tonnen Schokolade werden dort jedes Jahr verarbeitet, ein Großteil für Weihnachts-Artikel. Alle sind bestellt. Und alle Handarbeit. Für alle, die im Advent die Regale mit Riemerlinger-Nikoläusen, -Engeln oder -Elchen gefüllt haben möchten, gilt: Nach dem Fest ist vor dem Fest.

In der Manufaktur der Seybolds geht es gerade hochweihnachtlich zu. Im Schleudergang wirbeln Weihnachtsmänner und Nikoläuse durch die Maschinen. Damit sich die Schokolade in den Formen gleichmäßig verteilt, müssen die süßen Adventsboten geschüttelt werden. Den süßlichen Geruch warmer Kuvertüre riechen Helga Seybold und das 50 Mitarbeiter starke Team schon lange nicht mehr. Er gehört zum Arbeitsalltag wie für andere der Computer.

Christine und Hugo Seybold führen die 91 Jahre alte Manufaktur in dritter Generation. Vor ein paar Jahren ist Hugo Seybolds Schwester Helga miteingestiegen – und dann auch seine beiden Söhne Maximilian und Sebastian. Die großen und kleinen süßen Sünden, die die Seybolds produzieren, landen nicht in großen Discountern, wo jetzt im September schon wieder alles voll ist mit Lebkuchen, Spekulatius und Co. Ihre Kunden sind Confiserien, Süßwarenfachgeschäfte, aber auch Handelsketten. Ein Lager gibt es nicht. „Wir arbeiten nur auftragsbezogen“, berichtet Helga Seybold. Nicht nur weihnachtliche, Oster- oder Ganzjahresfiguren laufen in Riemerling über die Fertigungsbänder. Auch Nougatbusserl mit Sprüchen, Bruchschokolade, Pralinenstangen, gebrannte Mandeln, Lebkuchenherzen und vieles mehr gehört zum Sortiment.

Seit einigen Jahren ist auch eine Figur wieder sehr gefragt, die zeitweise etwas aus der Mode gekommen war: der Schoko-Nikolaus. In Riemerling wurde die Schokolade schon zu Zeiten von Helga Seybolds Großmutter in die Nikolaus-Form geschüttelt. „Aber ein paar Jahre lang war er den Leuten nicht mehr modern genug.“ Das hat sich zum Glück wieder geändert. Seit etwa zwei Jahrzehnten hat der Schoko-Weihnachtsmann wieder Konkurrenz. Übrigens auch weibliche. „Weihnachtsfrauen sind inzwischen auch sehr gefragt“, sagt Helga Seybold mit einem Schmunzeln.

Alle Kundenwünsche kann die Familie nicht erfüllen. Die Frauenkirche aus Schokolade zum Beispiel. „Die Form ist geschützt.“ Für jedes Schoko-Objekt ist eine Form nötig – bei Spezialwünschen muss die erst angefertigt werden. „Für 100 Figuren wäre das viel zu teuer, das lohnt sich nicht.“

Aufwendig geht es hier in Riemerling aber eigentlich immer zu. Der Nikolaus zum Beispiel ist oft dreifarbig gewünscht. Auf seiner weißen Mitra hat er ein rotes Kreuz, außerdem hält er einen roten Apfel in der Hand, den er gerade einem kleinen Kind reicht. Der lange Bart ist selbstverständlich ebenfalls weiß. „Die farbige Kuvertüre wird mit dem Pinsel in die Form gemalt“, erklärt Helga Seybold. Alles in Handarbeit. Erst dann wird die Vollmilch-Kuvertüre draufgegossen.

Die einzige Zeit im Jahr, in der es in der Riemerlinger Manufaktur nicht ganz so stressig zugeht, ist zwischen Ostern und Mai. Dann beginnt die Dult-Zeit und allerlei Süßigkeiten und Lebkuchenherzen sind gefragt. Und auch die ersten weihnachtlichen Aufträge gehen ein. „Alle Weihnachtsanfragen, die jetzt noch kommen, können wir nur noch annehmen, wenn wir es kurzfristig schaffen“, sagt Helga Seybold. Der Weihnachtsstress hat hier in Riemerling längst begonnen. Und er dauert bis zum 24. Dezember.

Helga Seybold und ihrer Familie gelingt es trotzdem, im Dezember noch etwas in Weihnachtsstimmung zu kommen. Weil dann die Last ein bisschen abfällt, sagt sie. Und weil es ja zum Glück die bayerischen Christkindlmärkte gibt. Dass Helga Seybold im Advent beherzt in einen Schokonikolaus beißen wird, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Schließlich kann sie ja fast das ganze Jahr weihnachtliche Gestalten naschen.
KATRIN WOITSCH

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