Gestern war Klara über eine Holzplanke gewatschelt und hatte sich einen Splitter in ihrem Fuß zugezogen. Als Agnes wenig sachte versuchte, ihn mit ihrem Schnabel einfach herauszupicken, schrie Klara auf, flatterte in die Höhe und ließ sich erst wieder auf dem Boden nieder, als die Biberin Frau Dr. Berta Raspelzahn sich anbot, es mit einer sanfteren Methode zu versuchen.
Agnes war beleidigt. „Wieso muss sich Berta immer in den Vordergrund drängen?“, murrte sie. „Die tut ja gerade so, als hätte sie den hippokratischen Eid abgelegt und sei eine richtige Ärztin“, raunte sie mir zu.
„Was ist denn der hippokratische Eid?“, fragte ich. Agnes holte Luft. „Der Eid des Hippokrates“, quakte sie, „geht zurück auf einen griechischen Arzt, der um 460 v. Chr. auf der griechischen Insel Kos geboren wurde. Der Schwur enthält mehrere Elemente, die auch heute noch Gültigkeit haben. Also z. B. solche Vorgaben, dass Ärzte immer zum Wohle der Patienten handeln sollen und ihnen niemals schaden dürfen.“
„Und diesen hippokratischen Eid müssen alle Zweibeiner schwören, um Ärzte zu sein?“, fragte jetzt Klara. Aber Agnes schüttelte den Kopf. „Der Eid des Hippokrates ist heutzutage für Ärzte gar nicht rechtswirksam. Heute wird jeder Arzt, der seine Approbation erhält, also die Erlaubnis, als Arzt zu praktizieren, auf die Berufsordnung der Ärztekammer verpflichtet.“