DAS PORTRÄT

Die Künstlerin für leuchtende Werke

von Redaktion

Ruth Gassner aus Reichertshausen. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Ruth Gassner erschafft in ihrem Atelier in Egling (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) ganz besondere Kunstwerke. Aus tausenden Lichtfäden entstehen in stundenlanger Arbeit filigrane Kunstwerke. Und mit ihnen sind ganz besondere Momente verknüpft.

In Ruth Gassners Atelier stapeln sich bunte Stoffrollen. An der Wand hängen Knöpfe in allen Größen und Formen. Auch eine Nähmaschine gibt es noch – Überbleibsel aus ihrer Zeit als Kostümbildnerin und Designerin. Inzwischen hat sich Gassner ganz auf dreidimensionale Kunst spezialisiert. Und die besteht aus tausenden Leuchtfäden, die meist in alle Richtungen abstehen. „Das Licht vermittelt mir solch eine Freude“, sagt sie. Und diese Freude möchte sie gerne weitergeben. Die Stoffe verwendet sie für den Hintergrund, ihre Hauptwerkzeuge sind Nadel und Faden. 28 Bilder sind bereits in ihrem Atelier entstanden – und sie hat noch Ideen für viele weitere im Kopf.

Dafür hat sie viel mit unterschiedlichen Materialien experimentiert und über viele Arbeitsschritte lange gebrütet, berichtet sie. „Bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war.“ Es dauerte fast ein Jahr, bis sie vor ihrem ersten fertigen Werk stand. „Hinterher war ich wirklich stolz, dass ich das durchgezogen habe.“ Denn eigentlich ist sie eher ungeduldig. „Aber ich war zu neugierig, was daraus entstehen könnte.“

Ihre Kunst verdankt sie auch der Pandemie. Gassner hatte eine Boutique in München betrieben. Durch Corona brach ihr Geschäft ein. Sie musste den Laden aufgeben. Auf ihre Lichtkunst war sie durch einen Zufall bereits 2016 gestoßen. Damals bekam sie einen leuchtenden Stoff geschenkt. „Ich fand das interessant und entwarf ein Kleid daraus“, erzählt sie. Als sie versuchte, den Stoff aufzulösen, kamen einzelne Lichtfäden heraus. „Über Nacht kam mir plötzlich die Idee: Warum nicht versuchen, daraus ein Bild zu schaffen?“ Kurz darauf begann sie mit der Arbeit an ihrem ersten Kunstwerk. Ideen dafür kommen ihr in den unterschiedlichsten Situationen. Zum Beispiel, wenn sie im Wald spazieren geht und der Himmel durch das Blätterdach blitzt. „Das macht mich unglaublich glücklich.“ Bisher hat Gassner ihre Kunstwerke vor allem an Privatleute verkauft. Aber sie träumt davon, die leuchtenden Exponate auch auszustellen. Dafür muss sie nun aber erst mal einen Galeristen finden.
FRANZISKA KONRAD

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