Der Butter-Preisschock

von Redaktion

Milchproduktion geht zurück – das spürt jetzt der Kunde

Für die Molkereien läuft es wie geschmiert, die Verbraucher müssen bei der Butter jedoch immer tiefer in die Tasche greifen. Am Dienstag könnte ein neuer Rekordpreis drohen. © Hendrik Schmidt/dpa

München – Verbraucher könnten am morgigen Dienstag in den Kühlregalen der Supermärkte eine böse Überraschung erleben. Experten rechnen damit, dass der Preis für Butter stark angehoben wird. „Es könnte sogar sein“, sagt Hans-Jürgen Seufferlein, Geschäftsführer des Verbandes der Milcherzeuger Bayerns (VMB), „dass wir bereits morgen einen neuen Rekordpreis für Butter erleben werden.“ Der bisherige Höchstpreis stammt aus dem Jahr 2022, als das Butter-Packerl der Supermarkt-Eigenmarken 2,29 Euro kostete.

Zurzeit noch liegt der Preis bei 2,09 Euro. Das ist bereits sehr viel mehr als noch im August des vergangenen Jahres als ein halbes Pfund Butter noch für 1,39 Euro zu haben war. Seitdem aber kennt der Butterpreis nur eine Richtung: nach oben. Der Preis für Butter wird in der Regel monatlich zwischen Molkereien und Handel ausgehandelt.

„Es ist sicher, dass es eine Preiserhöhung geben wird“, sagt Seufferlein. Unklar sei einzig, wie hoch diese im Oktober ausfallen werde. „Das hängt auch immer von taktischen Erwägungen des Handels in Richtung des Weihnachtsgeschäfts ab.“ Bis zum Ende des Jahres geht Seufferlein von einem Butterpreis von bis zu 2,50 Euro aus – für die Eigenmarken, wohlgemerkt. Bei den Herstellermarken wie Meggle liegt der bisherige Rekordpreis bei 3,49 Euro. Auch der könnte nach Ansicht Seufferleins bis Jahresende übertroffen werden.

Es gibt mehrere Gründe, warum die Butter teurer wird. Zum einen, führt Seufferlein aus, geht in Deutschland die Milchproduktion zurück. Aktuell liege man für die ersten sieben Monate 0,1 Prozent unter der Vorjahresleistung. Das klinge nicht viel. Allerdings, betont Seufferlein, habe es in den letzten Jahrzehnten jährlich eine Steigerung der Milchproduktion von ein bis zwei Prozent gegeben. „Davon sind wir aktuell weit entfernt.“

Seit vielen Jahren sinkt die Anzahl der Milchwirtschaftsbetriebe sowie der Milchkühe in Deutschland und Bayern, dem Bundesland mit den meisten Milchkühen. Weil gleichzeitig aber die Milchleistung der Kühe anstieg, konnte insgesamt die Milchproduktion in Deutschland dennoch auf einem stabilen, leicht wachsenden Niveau gehalten werden. Jetzt aber kommt das System an seine Grenzen.

Auch bei Käse und Sahne droht ein Preisschub

Das Thema Tierwohl spielt ebenfalls eine Rolle. „Es geht zum Beispiel um mehr Platz für die Tiere“, so der Experte. Deshalb würden Betriebe ihre Herden auch eher reduzieren als aufstocken. Langfristig droht die Milchproduktion in Deutschland deshalb noch deutlicher zurückzugehen als in diesem Jahr.

Dazu kommt in diesem Jahr ein Problem, für das die Fachleute bisher keine Erklärung gefunden haben. Seit Anfang des Jahres hat die Milch deutscher Kühe einen niedrigeren Fettgehalt. Dieser liegt bei der konventionellen Milch im bundesweiten Durchschnitt bei 4,2 Prozent – im Jahr 2024 bisher aber nur bei 4,12 Prozent. Das mag marginal erscheinen, hat aber eine direkte Auswirkung auf den Butterpreis. „Um jetzt beispielsweise ein Kilo Butter herzustellen, braucht es schlichtweg mehr Milch“, sagt Seufferlein. „Und das treibt den Preis nach oben.“

Rätselhaft ist ein sehr plötzlicher Rückgang des Fettgehalts in der Milch, der Anfang des Jahres festgestellt wurde. „Wir hatten viele Theorien, ob es vielleicht am Futter liegen könnte oder an klimatischen Auswirkungen, aber bisher können wir uns diese Entwicklung nicht schlüssig erklären“, so Seufferlein.

Für den Verbraucher bedeutet das: Er muss sich nicht nur auf höhere Butterpreise einstellen. Auch andere Milchprodukte wie Käse, Quark und Sahne werden in absehbarer Zeit vermutlich teurer werden. Dass sich die Preise nicht jetzt schon ändern, liegt daran, dass für diese Produkte die Preise für einen längeren Zeitraum, in der Regel sechs Monate, ausgehandelt werden.

Der nächste Termin für Standardkäsesorten wie Gouda und Emmentaler ist im November. Anfang nächsten Jahres folgt dann der neue Kontrakt für Produkte wie Trinkmilch, Quark und Joghurt.
BEATRICE OSSBERGER

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