Glückspilz findet Riesenschwammerl

von Redaktion

Der Glückspilz: Helmut Reith mit seinem Prachtexemplar.

Der Riesen-Steinpilz hat einen Durchmesser von 30 Zentimetern und bringt 1,3 Kilo auf die Waage. Anita Nagelmüller freut sich über den Glücksfund ihres Mannes. © privat (2)

Pfaffenhofen – Helmut Reith zieht es schon wieder in den Wald. Momentan könnte er jede freie Minute mit Taschenmesser und Leinenbeutel losziehen, sagt er. Denn grade macht es richtig Spaß, Schwammerlsucher zu sein, sagt er. Wobei, richtig suchen muss man nicht mal, verrät der 67-Jährige. Die Schwammerl sind gerade überall.

Samstag bekam Reith einen Anruf von einer befreundeten Schwammerlsammlerin. „Helmut, du musst raus, überall sind Schwammerl“, sagte sie ihm. Also zog er los – und kam mit fetter Beute wieder nach Hause. Sonntag machte er sich noch mal auf den Weg – und fand einen Riesen-Steinpilz. Mit so einem Pracht-Exemplar hatte es der Pfaffenhofener noch nie zu tun. Obwohl er schon seit Kindheitstagen nach Schwammerln sucht. Sein Vater hatte ihm alles beigebracht. Er betrachtete den Riesen-Pilz genau, um zu prüfen, ob er Maden oder Würmer hat. Der Steinpilz war in einem hervorragenden Zustand. Sorgfältig trennte Reith ihn mit seinem Messer ab und transportierte ihn stolz nach Hause.

Dort ging das hemmungslose Staunen von vorne los. Denn auch Reiths Ehefrau Anita Nagelmüller hatte es noch nie mit einem so großen Steinpilz zu tun. Der Riesenschwammerl hat einen Durchmesser von 30 Zentimetern. Die beiden legten ihn auf die Küchenwaage – und staunten nicht schlecht, als die 1,3 Kilo anzeigte.

So selten wie ein Sechser im Lotto sind so große Steinpilze nicht, sagt der Münchner Pilzberater Georg Dünzl. „Aber ein Vierer im Lotto ist das schon – und ein echter Glücksfund.“ Zumindest dann, wenn sich nicht schon Maden über den Pilz hergemacht haben. Dünzl ist viel im Wald unterwegs – meist fotografiert er die Schwammerl lieber, als sie abzuschneiden. „Ich mache eine Art Bestandsaufnahme“, sagt er. „Aber an einem solchen Steinpilz könnte ich auch nicht vorbeigehen.“ Rund um München werden Sammler solche Prachtexemplare allerdings nicht finden, prognostiziert er. „Da sind viel zu viele Sammler in den Wäldern unterwegs und Steinpilze haben meist keine Chance, so lange zu wachsen.“ Obwohl das bei ihnen sehr schnell geht. Besonders dann, wenn die Bedingungen gut sind. Die Pilze brauchen Feuchtigkeit, Wärme und einen substrathaltigen Boden.

Ob Bayerns Schwammerl-Liebhaber dieses Jahr auf einen außerordentlich erfolgreichen Sammler-Herbst hoffen können, traut sich Dünzl noch nicht zu prognostizieren. „Dieses Jahr ist alles ein bisschen anders als sonst. Die ersten Steinpilze gab es schon im Juni – da haben sie eigentlich noch gar nichts zu suchen.“ Es war außergewöhnlich früh und dann lange sehr heiß, dann kam der Herbst sehr plötzlich. Auch die Experten sind gespannt, was das für die Schwammerl-Saison bedeutet. „Dieses Jahr fehlt auch erfahrenen Leuten die Erfahrung“, sagt Dünzl. Aber dass die Wälder gerade sehr voll sind mit Pilzen, kann er bestätigen und betont, dass trotzdem nur für den Eigenbedarf gesammelt werden dürfe. „Maximal zwei Kilo pro Person.“

Helmut Reith hat aus seiner fetten Beute am Samstag bereits eine Steinpilz-Sahnesoße gezaubert, die er seiner Frau mit Bandnudeln serviert hat. Für seinen Riesen-Pilz hat er sich auch schon was überlegt. „Der wird getrocknet und dann in Schnitten in Schraubgläsern aufbewahrt“, verrät er. Getrocknete Steinpilze sind hervorragend für Suppen – und das Kochen ist praktischerweise Reiths zweites großes Hobby. Mit seinem Glückspilz hätte er eine ganze Fußballmannschaft bekochen können, sagt er. Aber ihm gefällt auch der Gedanke, dass der Riesen-Schwammerl ihn und seine Frau durch den Herbst begleiten wird. Weiter in den Wald ziehen wird er trotzdem – wo es doch grade so viel Spaß macht. Er sagt: „Ich bin jetzt im Jagdfieber.“

Artikel 3 von 11