Fortschritt am Rand des Flughafens

von Redaktion

Die TU München zieht in den bisher nicht ausgelasteten Lab Campus ein

Ausbaufähig: Der Lab-Komplex soll aus 29 Gebäuden bestehen (hellblau). Gebaut sind erst zwei. © Grafik: Lab Campus GmbH

Symbolische Schlüsselübergabe: Nathalie Leroy vom Flughafen mit TU-Chef Thomas F. Hofmann.

Der Lab Campus am Flughafen im Erdinger Moos: Hier zieht die TU ein. © Marcus Schlaf (2)

München – Am Rand des Flughafens München soll in zwei Bürogebäuden der Fortschritt einziehen. Die TU München ist künftiger Hauptmieter des sogenannten Lab Campus, will hier zu Luftfahrt, Mobilität und Robotik forschen. Am Flughafen ist man froh um den Neuzugang. Denn bislang war die Zahl der Mieter in den Forschungs-Laboratorien eher überschaubar.

Noch herrscht in den meisten Räumen des Lab 48, wie der Bürokomplex getauft wurde, gähnende Leere. Nur in der oberen Etage sind einige Personen am Computer zu sehen. Unten im Foyer herrscht an diesem Dienstagnachmittag aber Feierstimmung. „Meilenstein“, „Fortschritt“, „Innovation“, „wegweisend“ – solche Vokabeln sind oft zu hören. Gefeiert wird ein „Letter of Intent“, eine Art Vorvertrag, den TU-Präsident Thomas F. Hofmann mit der für Immobilien-Verwertung zuständigen Flughafen-Vorständin Nathalie Leroy unterzeichnet. Um sie herum stellen sich gleich drei Minister: Albert Füracker (Finanzen), Markus Blume (Wissenschaft) und Florian Herrmann (Staatskanzlei) zeigen, wie wichtig ihnen das Projekt ist, das Füracker als „Meilenstein für Fortschritt und Innovation“ lobt. Auf 20 400 Quadratmetern Fläche will die TU ein „Convergence Center“ und ein „Sustainable and Future Aviation Center“ einrichten. Auf Deutsch: Es geht um mehr Nachhaltigkeit in der Luftfahrt, um Effizienzgewinn bei der Mobilität und auch um ganz praktische Dinge wie etwa ein besseres Gepäckmanagement, um so unschöne Vorkommnisse wie ein Kofferchaos am Flughafen künftig vielleicht zu vermeiden.

TU richtet Bus nach Garching ein

6000 Quadratmeter seien für studentische Experimentierfläche reserviert, sagt TU-Chef Hofmann. Er will jährlich 2000 Studierende für Projektwochen in das Lab-Gebäude locken. Dafür zahlt die Uni sogar einen Pendelbus zwischen den TU-Standorten Garching, den Labs 48 und 52, und Straubing, wo über nachwachsende Rohstoffe geforscht wird. „Eine Verlängerung der U6 bis zum Flughafen wäre natürlich eine Super-Sache“, ergänzt Hofmann.

Lab steht für „Laboratory“, Laboratorium also. Innen dominieren Sichtbetonwände, viel Glas und Metall, und in einer Ecke ist auch schon ein bisschen studentische Innovationskraft zu besichtigen: Studenten der TU haben auf einer orangen Decke ein E-Stadtmobil hingestellt, das mit einer Batterieladung 2573,79 Kilometer weit gefahren ist – Weltrekord!

Auch die Lufthansa beteiligt sich am Lab Campus. Die Airline habe ja keine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung und sei auf externe Partner angewiesen, sagt Lufthansa-Strategiechef Jörg Eberhart. Erneut habe sich die „starke Partnerschaft“ der Flughafen München GmbH (FMG) mit der Lufthansa bewährt, sagt FMG-Chef Jörg Lammers. Er sei froh, dass der Bau der Lab-Gebäude auch während der Corona-Pandemie nicht gestoppt worden sei.

Am Flughafen herrscht Erleichterung, dass die TU an Bord kommt. Denn bisher waren für die beiden Bürokomplexe erst vier Mieter gefunden worden – darunter erneut die Lufthansa mit ihrer Abteilung „Aviation Training“, die Deutsche Flugsicherung und die FMG-eigene Airport Academy. Finanziell ausgezahlt hat sich die Millioneninvestition also noch nicht.

Auch die TU kommt nur, weil der Freistaat, zugleich größter Anteilseigner des Flughafens, die öffentlich nicht genannten, aber stattlichen Mietkosten übernimmt. Minister Blume nennt das eine „Win-win-win-Situation“. „Anders könnten wir das gar nicht stemmen“, sagt der TU-Chef. Dennoch will der FMG bald ein weiteres Projekt angehen: ein Gebäude mit Service Apartments, das an Lab 52 angrenzen soll. Platz wäre aber ohnehin noch viel mehr: Im Endausbau soll der ganze Lab-Komplex 29 Gebäude umfassen – nicht nur zwei wie heute.
DIRK WALTER

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