Weltsynode geht in entscheidende Runde

von Redaktion

Vor dem Beginn der Weltsynode haben sich die Teilnehmer zu zwei Einkehrtagen versammelt, um sich spirituell auf die Generalversammlung einzustimmen. © Sicilliani/KNA

Vatikanstadt/München – Vier Wochen lang werden 368 Synodale aus allen Teilen der Erde, Kardinäle, Bischöfe, Priester, Ordensfrauen und 50 Laien von heute an in Rom über die Zukunft der Kirche diskutieren. Bereits vor einem Jahr hatte es eine erste Generalversammlung gegeben. Hinter verschlossenen Türen soll nun bis zum 27. Oktober mit Papst Franziskus darüber beraten werden, wie der Klerikalismus in der Kirche verhindert werden kann. Wie die streng hierarchisch aufgebaute Institution zu einer transparenten Kirche umgebaut werden kann, in der Bischöfe Rechenschaftspflichten haben und in der gemeinsam – auch mit Laien – beraten wird.

Als Beobachter ist Professor Thomas Schwartz, Geschäftsführer des katholischen Hilfswerks Renovabis mit Sitz in Freising, bei den Beratungen dabei. Schon vor einem Jahr hatte er die Synode begleitet. Der 60-Jährige, der am Wochenende mit einem mit Akten und Koffern vollgepackten Auto nach Rom gefahren ist, berichtet von einem fröhlichen Wiedertreffen der Synodenteilnehmer, die sich mit zwei Einkehrtagen auf die Konferenz vorbereitet haben. Die Atmosphäre sei gut, sagt er auf Nachfrage. Trotzdem weiß er natürlich, dass viele Christen das Treffen entweder mit hohen Erwartungen oder mit großer Skepsis beobachten. Es ist keine „Hauptversammlung von Glaubensunternehmern“, wie Schwartz betont. „Nur wenn wir das als betende Gemeinschaft angehen, kann auch etwas Geistvolles dabei herauskommen.“

Dass im Vorfeld „heiße Eisen“ wie die Rolle der Frau in der Kirche mit der umstrittenen Frage der Diakonenweihe in Arbeitsgruppen verschoben wurden, sieht Schwartz nicht als Beleg dafür, dass die Synode „nur heiße Luft“ ist. „Das würde ich nicht so sagen. Diese Themen werden auch nicht ausgeklammert werden, es wird nur keine Entscheidungen dazu geben.“ Die Themen, zu denen die zehn Arbeitskreise Zwischenberichte abgeben werden, würden sicherlich auch zur Sprache gebracht werden. „Es soll nur nicht die Synode in ihrem Bemühen, wie die Kirche in den nächsten Jahrzehnten zu Entscheidungen kommen soll, anhand einer trennenden Frage explodieren.“ Das sei die Sorge des Papstes gewesen. Und dafür sind für den Renovabis-Chef die einzelnen Themen wie die Diakonenweihe von Frauen, Aufgabe des Pflichtzölibats oder die Bewertung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften auch zu wichtig.

Viele Menschen können sich nicht vorstellen, was Synodalität für die katholische Kirche bedeutet. „Es soll ein Weg beschritten werden, der nicht mehr in einem konfrontativen Gegenüber von Laien und Klerus, zwischen denen da unten und denen da oben die Verkündigung der christlichen Botschaft möglich macht, sondern ein gemeinschaftliches Geschehen anstößt.“ Also weg von einer reinen klerikalisierten Kirche zu einem Volk Gottes, zu dem alle Getauften – Frauen wie Männer – gehören. Der Klerikalismus war nach dem Aufdecken des MIssbrauchsskandals als eine systemische Ursache für das Vertuschen der Straftaten ausgemacht worden.

Im Arbeitspapier zur Synode ist die Rede davon, dass die Bischofskonferenzen mehr Entscheidungsbefugnisse bekommen sollen. Schwartz kann sich etwa vorstellen, dass nationale Bischofskonferenzen Laientheologen auch die Spendung der Taufe oder der Krankensalbung übertragen könnten. Die Diakonenweihe von Frauen oder die Aufgabe des Pflichtzölibats sind aber seiner Meinung nach Entscheidungen, die nur universell getroffen werden können.

Versammlung wird kein Zuckerschlecken

Renovabis-Chef Schwartz würde es schon als Erfolg ansehen, wenn die vielen Themen aus dem Arbeitspapier wie die Forderung, dass Bischöfe für ihre Entscheidungen Rechenschaft ablegen müssen, „dass nicht per ordre de Mufti entschieden wird“ – und vor allem, dass Laien in die Entscheidungsfindung eingebunden werden und eine Form der Priesterausbildung gefunden wird, die den Klerikalismus überwindet, im Abschlusspapier des Papstes stehen.

„Für Veränderungen brauchen wir einen langen Atem – und der Heilige Geist hat einen solchen“, zeigt sich Schwartz optimistisch. Dem Papst traue er „viel Heiligen Geist zu.“ Aber auch das sagt Professor Schwartz: Die kommenden vier Wochen werden kein Zuckerschlecken, sondern schwere Arbeit.

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