Zäher Doppelgänger-Prozess

von Redaktion

Plädoyers verschoben – Gericht wartet auf DNA-Analyse

Ihre Doppelgängerin ist die Angeklagte.

Khadidja O. wurde umgebracht.

Der 26-jährige Angeklagte betritt den Gerichtssaal in Ingolstadt. Der Prozess verzögert sich weiter. © dpa/privat

Ingolstadt – Wurde eine junge Frau getötet, weil eine ihr ähnlich sehende Frau untertauchen wollte? Ging es um schwarze Magie? Im sogenannten Doppelgängerinnen-Mordprozess bleiben die Motive der beiden Angeklagten ebenso wie der genaue Tathergang auch nach mehr als 40 Verhandlungstagen unklar.

Die Staatsanwaltschaft sollte ursprünglich am Dienstag darlegen, zu welchen Schlüssen sie in dem seit fast einem Dreivierteljahr andauernden Prozess kommt. Anders als erwartet kam es aber nicht zum Plädoyer: Das Gericht befasste sich erneut mit Anträgen der Verteidigung. Nun sollen die Plädoyers am 8. Oktober beginnen.

Angeklagt sind eine 25 Jahre alte Deutsch-Irakerin und ein etwa gleichaltriger Kosovare. Die beiden sollen eine der Angeklagten ähnlich sehende 23-jährige Frau aus Eppingen in Baden-Württemberg getötet haben. Die junge Frau wurde mit mehr als 50 Messerstichen getötet, ihre Leiche wurde im Auto der Angeklagten in Ingolstadt gefunden. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Angeklagten unter anderem Mord vor. Laut Anklagevorwurf hatte die Angeklagte die Doppelgängerin gezielt im Internet gesucht und zu einem Treffen überredet. Sie wollte den Tod der Frau, um selbst als tot zu gelten – und nach familiären Verwerfungen ein neues Leben zu beginnen. Von den verschiedenen Prozessbeteiligten gibt es aber unterschiedliche Versionen, was sich zugetragen haben könnte. Einem psychiatrischen Gutachter gegenüber schilderte die Angeklagte eine Version der Tat, die im Wesentlichen ihrer Aussage zum Auftakt des Prozesses entspricht. Demnach hatte der angeklagte Mann die 23-Jährige umgebracht. Die beiden Angeklagten seien zusammen nach Eppingen gefahren, wo der Angeklagte die Frau abholte und mit ins Auto der Angeklagten steigen ließ. In einem Wald habe er auf die Frau eingeschlagen. Sie selbst sei nicht mehr in der Lage gewesen, klar zu denken. Schließlich habe der Mann die 23-Jährige erstochen. Zu einem Motiv äußerte sie sich nicht. Der Mann selbst schweigt in dem Prozess.

Laut dem Gutachten war die Frau zum Tatzeitpunkt durch die Vorfälle so stark beeinträchtigt, dass sie als vermindert schuldfähig gelten kann. Ein anderer vom Gericht bestellter Gutachter hatte dem Vernehmen nach keine verminderte Schuldfähigkeit gesehen. Die Verteidiger des angeklagten Mannes hatten zuletzt die These in den Raum gestellt, dass die Frau an schwarze Magie geglaubt haben könnte – und damit ihre Ehe retten wollte. Dazu wiederum wäre, so die These, womöglich ein Opfer notwendig gewesen. Kryptische Briefe sollten unter Umständen ein Indiz dafür sein. Der Verteidiger beantragte, diese Briefe, die im Auto der Angeklagten gefunden wurden, auf Fingerabdrücke und DNA-Spuren zu untersuchen. Die Analyse fehlte bisher und soll nun voraussichtlich am Dienstag vorgelegt werden – ein Grund für die Verzögerung.
SABINE DOBEL

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