Lilo Peerenboom mit Hündin Frieda. © Peter Weber
Für ihre Schulkinder hatte Lilo Peerenboom immer ein offenes Ohr. 39 Jahre lang. Sie hat sie in der offenen Ganztagsschule in Fürstenfeldbruck begleitet. Nun beginnt für die 65-Jährige ein neuer Lebensabschnitt.
Als Lilo Peerenboom 1985 an der Ganztagsschule in Fürstenfeldbruck die Kinderbetreuung übernahm, wurden Mütter oft noch schief angeschaut, wenn sie ihre Kinder in die Betreuung gaben. Unausgesprochen stand oft die Frage im Raum: Können die sich nicht selber kümmern? „Heute ist das ganz normal, dass Kinder nach dem Unterricht betreut werden“, sagt die 65-Jährige. Das ist aber auch schon das Einzige, das sich in den vergangenen vier Jahrzehnten verändert hat. Die Gruppen sind ein bisschen größer geworden, die Bürokratie frisst etwas mehr Zeit. Aber die Kinder von heute sind genau wie die Kinder von damals, findet Peerenboom.
39 Jahre lang hat sie sich um die Schulkinder gekümmert. Sie hat mit ihnen Mittag gegessen, ihnen bei den Hausaufgaben geholfen, Ausflüge gemacht, die Entwicklung der Kinder begleitet, sie erzogen, gefördert oder getröstet. Bevor es mit den Hausaufgaben losging, ist Peerenboom mit den Fünft- bis Achtklässlern erst mal eine Stunde raus an die frische Luft gegangen. Außerdem war es ihr immer wichtig, den Kindern Tischmanieren zu vermitteln. In der Schule hat sie einmal ein Jahr lang einen Benimmkurs geleitet. Die Kinder fanden das gut, in der Klasse gab es weniger Konflikte. Am Schuljahresende zeigten alle bei einem festlichen Essen, was sie gelernt hatten. Peerenboom lächelt, wenn sie sich daran erinnert, wie schick sich ihre Schüler damals dafür gemacht hatten.
Peerenboom war dankbar dafür, dass die Stadt Fürstenfeldbruck immer Geld in die Mittagsbetreuung gesteckt hat. „Hier arbeitet ausschließlich pädagogisches Personal, keine Hilfskräfte“, berichtet sie. Mit nur einer Ausnahme: Hündin Frieda, ein Dackel-Pekinesen-Mischling mit weichem Fell und großen Augen. Die Schüler lieben sie. „Wenn ein Kind mal traurig war, brauchte es bloß den Hund zu streicheln. Und dann war alles wieder gut“, sagt Peerenboom. Die Kinder lernen viel durch Frieda. Zum Beispiel, dass man sich kümmern muss und auf die Bedürfnisse des Tiers Rücksicht nehmen muss. Wenn Peerenboom sagte, dass Frieda nicht so viel Krach verträgt, wurde es sofort ruhig.
Für die 65-Jährige beginnt mit dem Ruhestand nun ein ganz neues Kapitel. Sicher wird sie weiterhin oft ihre ehemaligen Schützlinge auf der Straße treffen. Oft hört sie den Satz: „Gell, wir waren schon schlimm damals?“ Dann lächelt Peerenboom meist und sagt: „Ja, aber ich mochte euch total gerne.“
Ulrike Osman