Ein Zeichen gegen den Hass

von Redaktion

Ein Jahr Hamas-Überfall: Tausende bei Gedenken in München

Eine Pro-Palästina-Demo am Geschwister-Scholl-Platz.

Solidarität mit Israel: Zwei Teilnehmer der Demo.

Gehen für Israel auf die Straße: Uschi Glas mit ihrem Mann Dieter Hermann.

Erinnern an die israelischen Geiseln: Charlotte Knobloch (v.l.), Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Israels Botschafter Ron Prosor und Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. © Marcus Schlaf (3), Vifogra

München – Vor genau einem Jahr haben Terroristen der Hamas das schlimmste Massaker an Juden seit dem Zweiten Weltkrieg verübt. Sie töteten rund 1200 Menschen in Israel und verschleppten rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen. Von ihnen sind noch etwa 100 in Gefangenschaft. Niemand weiß, wie es ihnen geht oder ob sie noch leben. „365 Tage – München gegen Antisemitismus“ hieß eine Veranstaltung auf dem Odeonsplatz, die gestern geschätzt 5000 Münchner besucht haben. Als Zeichen für die Solidarität mit Israel.

Um 16 Uhr war der Platz gut voll. Viele Demonstranten schwenkten die Flagge Israels oder kleine Fähnchen mit dem Logo der Organisatoren: einem roten Davidstern mit der Münchner Silhouette, das die Einheit der Münchner Stadtgesellschaft im Kampf gegen Hass, Diskriminierung und Antisemitismus symbolisieren soll.

Zum Kommen aufgerufen hatte ein Bündnis von mehr als 100 verschiedenen Organisationen aus Kultur, Politik, Religion, Sport, Wirtschaft und zivilgesellschaftlichen Initiativen.

„Das Judentum lehrt, dass jedes Leben einen unendlichen Wert besitzt“, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, bei der Kundgebung. „Der Verlust eines einzigen Lebens geht uns alle an.“ Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, wurde von Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, respektvoll als „Eiserne Lady“ bezeichnet. „Man kann sagen, dass das Erwachen nach dem 7. Oktober das Beste ist, was Israel je passieren konnte. Denn nun herrscht Klarheit.“ Prosor war überraschend nach München gekommen. „Bisher hat man wirklich nicht verstanden, dass wir es mit einem Feind zu tun haben, der uns auslöschen will. Der Israel von der Landkarte auslöschen will.“ Die Politiker im Westen und in Europa müssten endlich aufwachen.

Er und Knobloch loben beide Ministerpräsident Markus Söder (CSU) für seine „klare Kante“, bedingungslos zu Israel zu stehen. Söder erneuert sein „persönliches Schutzversprechen für alles jüdische Leben in Bayern“.

Schauspielerin Uschi Glas lenkte das Augenmerk auf die noch immer verschleppten Geiseln und warnte: „Wir leben in einer funktionierenden Demokratie. Aber es steigen dunkle Wolken auf. Von rechts und von links.“

Eine stille, aber kraftvolle Veranstaltung. Lauter und mit starker Polizeipräsenz ging es ein paar Schritte weiter auf dem Wittelsbacherplatz zu. Dort protestierten etwa 1200 Gegendemonstranten unter dem Slogan „365 Tage Genozid“.
MATTHIAS BIEBER

(MIT DPA)

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