Teurer Ski-Spaß bei Sonne

von Redaktion

Keine festen Tarife: In Schweizer Skigebieten wird der Pistenspaß bei schönem Wetter teurer. © dpa

Garmisch-Partenkirchen – In der Hochsaison sind Flüge und Hotels teuer. Die Nachfrage bestimmt den Preis – ein Naturgesetz der freien Marktwirtschaft. Nur auf den Skipisten war die Welt bisher noch in Ordnung. Zwar stiegen die Preise in den meisten Skigebieten von Jahr zu Jahr, aber auf den Tarif war Verlass. In der Schweiz ticken die Uhren seit einigen Wintern anders – in den meisten Skigebieten hat jeder Wintersportler einen anderen Betrag bezahlt.

Die dynamische Preissetzung macht‘s möglich. Je nach Skigebiet sind das Wetter und damit die Nachfrage dafür ausschlaggebend, wie viel der Skipass am jeweiligen Tag kostet. Auch der Zeitpunkt des Kaufs spielt eine Rolle: Wer online weit im Voraus kauft, profitiert. Wer erst morgens beim Blick aus dem Fenster beschließt, bei Kaiserwetter auf die Piste zu gehen, zahlt teils deutlich drauf.

„Wieso wird man für Spontanität bestraft?“ – diese Frage richten online viele Wintersportler an die Schweizer Liftbetreiber. Auch Verbraucherschützer schreien auf und stellen das für den Konsumenten undurchsichtige Preis-System infrage. Trotz der Kritik wird es aber auch in Österreich vermehrt getestet. Zum Beispiel von den Großglockner Bergbahnen oder im Skiverbund Ski amadé, wo der Höchstpreis für ein Tagesticket heuer bei 76,50 Euro liegen könnte.

Die Vorteile für die Liftbetreiber liegen auf der Hand: An schwachen Tagen wird die Nachfrage durch eine Preissenkung stimuliert. Umgekehrt ermöglicht eine Preiserhöhung an starken Tagen, mehr Zahlungsbereitschaft abzuschöpfen. Insgesamt steigert das den Umsatz. Auch unterhalb des Matterhorns rechnet ein Algorithmus die Preise aus. „Dass viele Menschen ihr Ticket lange vorab online kaufen, treibt die Preise zusätzlich nach oben“, erklärte Markus Hasler, Geschäftsführer der Zermatt Bergbahnen. Nur ein geringer Prozentsatz an Gästen komme spontan ans Matterhorn. Die würden den Tag mit perfekten Verhältnissen abwarten. Und das habe eben seinen Preis.

Am 30. Dezember 2023 lag der tagesaktuelle Preis für ein Tagesticket in Sankt Moritz bei 118,50 Franken. Keine Ausnahme: An insgesamt 43 Tagen lagen die Preise dort bei umgerechnet über 100 Franken. Schon in drei Schweizer Skigebieten rutscht der Preis regelmäßig über die 100-Franken-Marke, also über 106,69 Euro.

Auch in Oberbayerns Skigebieten steigen die Preise zum Saisonstart. Der Tagesskipass für die Zugspitze kostet statt 62 jetzt 66 Euro und im Garmisch-Classic-Gebiet statt 62 fortan 64 Euro. „In anderen Ländern ist Dynamic Pricing schon lange Thema“, sagt Verena Tanzer von der Bayerischen Zugspitzbahn Bergbahn. „Wir haben uns aktiv dagegen entschieden, für einzelne, gut besuchte Tage höhere Preise zu verlangen. Das bedeutet Planungssicherheit für unseren Gast. Er soll wissen, wofür er wie viel Geld bezahlt.“ Allerdings unterscheidet man auch in Garmisch-Partenkirchen zwischen Haupt- und Nebensaison: In den Weihnachts- und Faschingsferien kostet der Tagesskipass Garmisch-Classic 66 Euro – zwei Euro mehr als zur Schulzeit. „Da ist die Nachfrage so stark, dass wir mehr Personal brauchen“, sagt Tanzer.

Auf eine Art dynamische Preissetzung in der Light-Version setzt auch das Skigebiet Alpen Plus – zugunsten der Gäste, die mehr Tagesausflügler aus der Region und weniger Urlauber sind. „Wir reduzieren die Preise zum Beispiel, wenn wir unser Pistenangebot wegen ungünstiger Schneeverhältnisse einschränken müssen“, sagt Antonia Asenstorfer, designierte Geschäftsführerin Brauneck- und Wallbergbahn und Alpenbahnen Spitzingsee. Am heutigen Montag startet der Vorverkauf der Saisonkarte: „Wer bis 24. November bucht, spart sich 50 Euro.“

Die heftige Kritik am Dynamic Pricing hat in der Schweiz erste Liftbetreiber zum Einlenken gebracht: In Andermatt-Sedrun wedeln Skifahrer heuer wieder zu Fixpreisen. Der Grund: Kurzentschlossene Tagesgäste sollen nicht abgestraft werden – und die Preispolitik wieder transparenter sein.

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