Windkraft-Schub im Staatswald

von Redaktion

Der Borkenkäfer macht Bayerns Wäldern noch immer stark zu schaffen. Doch erste Erfolge zeigen sich im Staatsforst. Rückenwind gibt es auch für den Ausbau der Windkraft. Auswahlverfahren für sechs weitere Windparks stehen vor dem Abschluss. Der Bund Naturschutz indes warnt vor massiven Folgen der Klimakrise.

Windkraftanlagen an den Wadlhauser Gräben sind im Gebiet der Gemeinde Berg am Starnberger See von der Autobahn 95 aus zu sehen. © Matthias Balk/picture alliance

München – Viele mögen sich über den teils verregneten Sommer geärgert haben, für die bayerischen Wälder und den Grundwasserspiegel waren sie ein Segen. Martin Neumeyer, Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Staatsforsten, und sein Vorstandskollege Rudolf Plochmann wünschen sich „noch einen zweiten verregneten Sommer im kommenden Jahr“. Denn der ausdauernde Regen und die erfolgreiche Borkenkäfer-Bekämpfung durch die Förster haben den Staatsforsten ein gutes Geschäftsjahr 2024 beschert. Das dritte Jahr in Folge kann der größte Holzanbieter Deutschlands trotz Wetterextremen, hohen Schadholzmengen und schlechter Konjunktur einen Gewinn vermelden.

Einen Jahresüberschuss von 20,2 Millionen Euro vermeldete gestern Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW), Aufsichtsratsvorsitzender der Staatsforsten, in München. Angesichts eines starken Borkenkäferbefalls im Vorjahr mit hohen Schadholzzahlen und der schwachen Baukonjunktur sei das ein „sehr solides Jahresergebnis“. „Wir haben es gemeinsam geschafft duch unsere Wirtschaftsweise mit Null-Toleranz gegen Borkenkäfer und sehr frühzeitigem Eingreifen bei ersten Befallszeichen einen Massenbefall und damit das Absterben von Wäldern zu verhindern“, lobte er. „Wir haben den Laden im Griff.“ Allerdings: Im Vergleich zum Geschäftsjahr 2023 mit einem Überschuss von 68,4 Millionen Euro war das Ergebnis deutlich niedriger.

Borkenkäfer-Kampf zeigt Erfolge

Um die Preise stabil zu halten, haben die Staatsforsten bewusst nicht das gesamte Schadholz auf den Markt geworfen, sondern eingelagert, betonte Neumeyer. Dadurch sank auch der Einschlag beim Frischholz. Von rund fünf Millionen Festmetern Einschlag waren 3,06 Millionen Festmeter Schadholz – „der dritthöchste Wert in der Geschichte der Staatsforsten“. Allein 1,9 Milionen Festmeter wurden durch den Borkenkäfer verursacht, hinzu kamen Stürme und nasser Schnee. Auch künftig werde man die Frischholzeinschlag je nach Marktlage begrenzen oder erhöhen. „So stabilisieren wir die Preise und sichern die Wirtschaftlichkeit unseres Unternehmens.“ Wie erfolgreich der Kampf gegen den Borkenkäfer ist, zeige die Tatsache, dass sich der Befall in den ersten drei Monaten 2024 gegenüber dem Vorjahr halbiert habe. „Man ist nicht hilflos ausgeliefert“, so Plochmann.

Riesenthema auch in Zukunft wird die Windkraft in den Staatswäldern sein. Derzeit sind 150 Windenergieanlagen in Planung oder Bau – etwa im Hofoldinger Forst mit drei Windrädern, die Anfang 2025 fertiggestellt sein werden, und sechs Windrädern, die im Forstenrieder Park an der Garmischer Autobahn errichtet werden sollen. Dabei werde besonderer Wert darauf gelegt, dass die Windräder von Anwohnern so gut wie nicht zu sehen sind, betonte Neumeyer gegenüber unserer Zeitung.

Nachdem die Staatsforsten im Juni das Vetorecht der Kommunen gestrichen hatten, sieht Neumeyer eine „neue Dynamik“: Allein im 4. Quartal 2024 und im 1. Quartal 2025 werden wir Auswahlverfahren für sechs weitere Windparks abschließen, in ganz Bayern, in allen Regierungsbezirken.“ So zum Beispiel in Schernfeld im Kreis Eichstätt. Die Bürgerbeteiligung sei den Staatsforsten „weiter ein wichtiges Anliegen“. Bis 2030 will man 500 Windenergieanlagen im Staatswald erreichen. Gegen Belehrungen von Brüssel oder Berlin zum Wald verwahrt sich Hubert Aiwanger. „Die Waldfläche Bayerns wächst“, es brauche keine neuen Regelungen, um angebliche Entwaldung zu bekämpfen. „Minister Özdemir kann gerne kommen, wir zeigen ihm die Staatsforsten und dann kann er seine Weltuntergangsstimmung korrigieren“.

Der ausgewiesene Gewinn bei den Staatsforsten darf nach Überzeugung des Bund Naturschutz „nicht darüber hinwegtäuschen, dass die bayerischen Staatswälder massiv unter der Klimakrise leiden“. BN-Vorsitzender Richard Mergner betonte, dass das wegen Borkenkäferbefall eingeschlagene Holz ein Rekordniveau errreicht habe. „Wir sind erschüttert über die massiven Auswirkungen der Klimakrise auf den Staatswald.“ Minister Aiwanger verkenne das eigentliche Problem: „Auch wenn die Staatsforsten schwarze Zahlen schreiben – eigentlich müssten bei diesen Schadholzmengen alle Alarmglocken schrill läuten“.

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