Landfrauen-Protest gegen Agrar-Studie

von Redaktion

Auch in Germering keine Erntekronen beim Gottesdienst

Die Erntekrone in Germering von 2023. Heuer gab es keine – aus Protest.

Germering – Es war eine jahrelange Tradition, dass die Germeringer Landfrauen zum Erntedankfest eine Krone in der Kirche St. Martin im Kreis Fürstenfeldbruck schmückten. Doch heuer musste die Dekoration deutlich schlichter ausfallen als sonst. Denn die Landfrauen rund um Ortsbäuerin Marianne Niedermeir sind in den Streik getreten. Aus Ärger über die Kirche. Genau genommen über eine Agrarstudie der Deutschen Bischofskonferenz.

Wie berichtet hatte ein im September veröffentlichtes Expertenpapier Änderungen in der Agrarpolitik angemahnt. Unter anderem plädierten die Autoren für andere finanzielle Anreize. So sollten Bauern, die nachhaltig wirtschafteten und und etwa die CO2-Aufnahme auf ihren Äckern verbesserten, dafür honoriert werden. Das aktuelle System hingegen befördere den Verlust fruchtbarer Böden und könne das Höfesterben nicht verhindern, so die Studie. Viele Landwirte verstanden das als Verrat an ihrem Berufsstand – und das ausgerechnet von der katholischen Kirche. Mehrere Landfrauen in Oberbayern verweigerten daraufhin ihre Mitwirkung beim Erntedankfest der örtlichen Kirchen.

So wandte sich auch Ortsbäuerin Marianne Niedermeir nach dem Gottesdienst mit einer Rede an die Glaubensgemeinde und an Pfarrer Andreas Christian Jaster. „Der fehlende Schmuck zum Erntedankfest“, so Niedermeir, „war und ist ein Warnsignal, denn der Bauernstand wird sowieso schon ständig von vielen Seiten angegriffen und jetzt reiht sich auch noch die Kirche ein.“ Kreisbäuerin Karin Sepp stärkt ihren Berufskolleginnen den Rücken: „Die Enttäuschung und die Irritation durch diese Studie ist sehr groß.“ Sie und ihre Landfrauen fühlten sich zu Unrecht hauptverantwortlich gemacht für den Rückgang der Biodiversität.

Pfarrer Jaster reagiert mit einem Gesprächsangebot an die Landfrauen. „Unmut muss genannt werden können“, sagt er. „Jetzt geht es darum, dass sich die Betroffenen dazu äußern und vor allen Dingen ihre Argumente angehört werden.“ Er habe deshalb angeboten, bei einem Landfrauentreffen teilzunehmen, um über die Studie zu diskutieren.

Auch auf höherer Ebene hat es solche Gespräche bereits gegeben. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx traf sich kürzlich mit Landesbäuerin Christine Singer und betonte dabei, dass es sich bei der Studie nicht um ein Papier der Bischöfe selbst handle. Und dass die Kirche die Arbeit der Bauern sehr wohl schätze.
OBM/MM

Artikel 1 von 11