Das bisherige Gasthof-Team hört wegen Personalmangels auf: Liselotte, Robert und Marianne Luger (v.l.n.r.).ROSSMANN
Forstinger Bier frisch vom Holzfass gezapft. © Privat
Das Geschäft läuft gut – trotzdem hat Brauerei-Chef Georg Lettl große Probleme, für den Brauereigasthof Gut Forsting im Landkreis Rosenheim einen neuen Pächter zu finden. © ROSSMANN
Forsting – Brauerei-Chef Georg Lettl (57) ist erst seit vier Wochen auf der Suche – macht sich aber jetzt schon große Sorgen, ob er einen neuen Betreiber für den Brauereigasthof Gut Forsting mit angeschlossenem Hotel im Landkreis Rosenheim findet. „Ich habe höchste Bedenken“, sagt Lettl. „Ich kenne die Situation in der Gastronomie. Überall sperren Gaststätten zu, selbst renommierte.“ Lettl hatte erst drei Bewerber. „Einer hat abgesagt, einer war nix, der dritte eher durchwachsen“, sagt er. Also: keiner dabei. Er sucht über Kontakte, auf Facebook – und sogar im Ausland. „Wir haben auch den österreichischen Hotellerieverband kontaktiert.“
Was er sucht: „Einen Wirt, der bayerische Küche anbietet.“ Auf den Neuen warte ein voll ausgestattetes Gasthaus mit guten Verdienstmöglichkeiten, sagt Lettl. „Es sind 500 Plätze drinnen, 300 im Biergarten.“ Dazu ein Hotel mit vielen Stammgästen, das gerade zu Messezeiten oft voll sei. Lettl: „Es ist viel Arbeit, aber man kann auch was verdienen.“ Auch Personal sei vorhanden: 20 Bedienungen, eine Hotelfachfrau, die Zimmerdamen – alle sollen bleiben. Was aber fehlt: ein Koch. Der jetzige hört im November auf, ein Ersatz ist bisher nicht in Sicht.
Brauer sucht Wirt! Laut dem Geschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, Thomas Geppert, ist Georg Lettl da nicht allein. „Der Generationenübergang findet jetzt massiv statt. Aber die Betreibersuche ist sehr schwer. Immer öfter schließen Betriebe dauerhaft.“ Laut Geppert sind „ tausende Betriebe“ in Bayern betroffen. Probleme gebe es überall: „Die Rahmenbedingungen werden nicht besser“, sagt er. „Durch die Mehrwertsteuererhöhung sind zwölf Prozent Ertrag weggebrochen. Dazu kommt die immer größer werdende Bürokratie.“ Und dann das drängendste Problem: der Arbeitskräftemangel.
Viele Traditionsbetriebe mussten in den vergangenen Jahren aufgegeben werden. Darunter war 2019 das bekannte Gasthaus Limm im Kreis Bad-Tölz Wolfratshausen, in dem einst Loriot Stammgast war. Nach dem Tod ihres Mannes hatte sich die Wirtin nicht länger in der Lage gesehen, die Wirtschaft aufrechtzuerhalten. Hauptproblem schon damals: Sie fand nicht genügend Personal. Fünf Jahre später verkündeten Hanni und Rainer Schäffler das Aus ihrer Traditionswirtschaft Gasthof Buchberger in Peiting im Kreis Weilheim-Schongau – weil sie nicht genug Mitarbeiter fanden.
Genau deshalb gibt auch Pächterfamilie Luger den Gasthof in Forsting auf. Lori Luger (57) schmeißt den Laden mit Mann Robert (53) und Schwiegermutter Marianne (77). „Es wird immer schwieriger, Personal zu finden“, sagt sie. „Wir haben 20 Bedienungen, aber wir bräuchten 30.“ Dazu kämen seit rund drei Jahren immer mehr Gäste, weil andere Gasthöfe ihre Öffnungszeiten wegen Personalmangels reduziert hätten. „Es ist so viel mehr Arbeit geworden.“ Ihre 24-jährige Tochter will nicht übernehmen. Unter solchen Bedingungen muss Brauer Lettl einen neuen Wirt auftreiben. Zumachen kommt für ihn nicht infrage. „Die Gaststätte gehört zur Brauerei. Wenn die nicht weitergeführt wird, das wäre eine Katastrophe.“
TH. GAUTIER