Bairisch-Initiative: FW streiten mit CSU

von Redaktion

Ein Vorstoß zur Aufnahme in die EU-Charta stößt auf unerwartete Widerstände

München – Eine Bairisch-Initiative versackt im Parteienstreit. Wie berichtet, will der Förderverein Bairische Sprache und Dialekte erreichen, dass Bairisch in die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen aufgenommen wird. Ist das erreicht, so sagt der Verein, dann wäre es leichter möglich, Bairisch zu fördern – etwa mit einem verbindlich vorgeschriebenen Bairisch-Unterricht in Kindergärten oder Grundschulen. Zweisprachige Ortsschilder, wie sie etwa in Brandenburg zur Förderung des Niederdeutschen jetzt aufgestellt werden, will der Verein aber nicht.

Den Antrag zur Aufnahme in die Charta muss der Bundestag beschließen, etwa, nachdem ihn der Bundesrat oder bayerische Abgeordnete dazu aufgefordert haben. Doch schon jetzt stockt die Initiative. Der Chef des in der Rosenheimer Region beheimateten Bayernbunds, Sebastian Friesinger, hat sich zum Ärger des Fördervereins-Vorsitzenden Heinz Schober-Hunklinger gegen den Vorstoß ausgesprochen. „Sprache ist in ständiger und lebendiger Weiterentwicklung und kann nicht wie ein Biotop geschützt werden“, schreibt Friesinger auf der Homepage des Bayernbunds. Die Sprache benötige „keines besonderen Schutzes durch übergeordnete europäische Regelwerke“.

Friesinger ist auch CSU-Landtagsabgeordneter im Stimmkreis Rosenheim-West – und direkter Konkurrent von Sepp Lausch. Dieser vertritt die Freien Wähler für denselben Stimmkreis im Landtag und hatte sich mit einer Veranstaltung offensiv hinter das Anliegen des Fördervereins gestellt. Damals erklärte Lausch, er werde auch die CSU für den Antrag gewinnen und somit eine Mehrheit im Landtag sicher stellen. Doch so einfach ist es nicht. Die CSU hat bisher keinen Beschluss gefasst – dass Friesinger sich jetzt querstellt, könnte das ganze Anliegen torpedieren. Mit Parteienstreit habe das aber nichts zu tun, betont Friesinger. Der Beschluss des Bayernbunds datiere vom 23. September, habe also vor der Veranstaltung von Lausch im Landtag stattgefunden.

Aufgeben will Lausch nicht. „Die Sache ist noch in der Pipeline, aber der Ball liegt im Spielfeld der CSU.“ Der Förderverein habe immerhin eine schriftliche Unterstützungszusage vom Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, Florian Herrmann (CSU). Zu den Äußerungen seines politischen Wettbewerbers sagt Lausch: „Seine Meinung darf er natürlich haben, aber die Begründung erschließt sich mir nicht.“

Auch Fördervereins-Chef Schober-Hunklinger aus Berchtesgaden ist über den Querschuss des Bayernbunds unglücklich. Andere Verbände wie etwa die Gebirgsschützen oder die Trachtler unterstützten die Initiative. „Die Art und Weise hat mir nicht gepasst, aber ich will da keinen Kleinkrieg“, sagt er unserer Zeitung. Er verweist auch darauf, dass auch SPD und Grüne die Initiative unterstützen. Schere die Regierungspartei aus, „dann wäre das eine Blamage für die CSU“. Denn: „Wir haben ja sämtliche Sprachwissenschaftler auf unserer Seite.“ Sämtliche Experten hätten attestiert, dass Bairisch als Sprache – und nicht nur als Dialekt – sämtliche Kriterien zur Aufnahme in die Charta erfülle.

Auch die Petition des Bunds Bairische Sprache (BBS) und des Landesvereins für Heimatpflege kommt nicht recht vom Fleck. Die Petition hat das Ziel, Südhochdeutsch zu fördern – unter dem Begriff werden alle regionaltypischen Ausprägungen von Bairisch subsummiert. Die Petition sollte im Landtag behandelt werden, sei aber zurückgezogen worden, um „nachgebessert“ zu werden, sagte Vorsitzender Sepp Obermeier.
DIRK WALTER

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