Silvia N., 53 Jahre alt, wurde Opfer eines Gewaltverbrechens. © privat
Der Küstenort Ogliastro Marina mit seinen rund 800 Einwohnern liegt bei Salerno, südlich von Neapel. © Capone/AGF-Foto/pa
Ogliastro Marina/Augsburg – Die Via Arena in Ogliastro Marina hat etwas vom Paradies. Das Tyrrhenische Meer ist nur einen Steinwurf entfernt. Palmen und Pinien zieren die Gegend, die immer noch so etwas wie ein Geheimtipp am Mittelmeer ist. Das hatten sich offenbar auch Silvia N. und ihr Lebensgefährte gedacht, als sie sich vor Jahren hier im Cilento, 130 Kilometer südlich von Neapel, niederließen. Nun hat sich der Traum in ein Drama verwandelt. Die 53-Jährige aus der Nähe von Augsburg wurde Opfer eines Gewaltverbrechens.
Bereits vergangenen Freitag hatte die Polizei in dem kleinen Ort in Süditalien eine Frauenleiche entdeckt. Nach der Obduktion war dann klar: Es handelt sich um die seit Tagen vermisste deutsche Staatsbürgerin. Ihr Ehemann hatte sie am Dienstag als vermisst gemeldet. An jenem Tag hatte Silvia N. nachmittags das gemeinsame Haus in der Via Arena verlassen und war nicht mehr zurückgekehrt. Tagelang suchten Polizei, Zivilschutz, freiwillige Helfer und sogar die Küstenwache nach der Vermissten. Am Freitag stießen die Suchenden dann auf eine Frauenleiche, die in einem Waldstück unweit des Hauses des Ehepaars lag.
„Es war eine schreckliche Szene“, schildert Luigi De Marco, Vizekommandant der Lokalpolizei von Castellabate jenen Moment. „Wir hatten den Suchkreis erweitert und plötzlich sah ich Brandspuren im Gras und dann vor mir den zusammengekauerten Körper, eine Szene, die ich nie vergessen werde.“ So zitierte ihn die Lokalzeitung „Il Mattino“. Lokale Medien berichten, der Körper, der nur rund 150 Meter vom Haus des Paares entfernt gelegen habe, sei „halb nackt“ und „teilweise verbrannt“ gewesen. Der 62-jährige Ehemann von N. soll seine Gefährtin später identifiziert haben – und war zunächst selbst in Verdacht geraten.
Dieser erhärtete sich nach einem stundenlangen Verhör am Freitag jedoch nicht, im Gegenteil. Eine Überwachungskamera auf dem Nachbargrundstück hatte nicht nur aufgezeichnet, wie Silvia N. – offenbar ohne Mobiltelefon und Geldbeutel – aus dem Haus ging. Auf den Videoaufnahmen war außerdem zu sehen, wie der Ehemann auf der Terrasse des Hauses schlief, als seine Frau das Grundstück verließ. „Die beiden leben schon seit einigen Jahren in meiner Gemeinde“, sagte Bürgermeister Marco Rizzo. „Sie hatten sich integriert und waren in der Gegend bekannt. Uns liegen keine Berichte über Probleme oder Gewalttätigkeiten jeglicher Art gegen sie vor.“
Die Ermittler gehen davon aus, dass Silvia N. kurz nach ihrem Verschwinden an einem anderen Ort getötet und erst später an den Fundort gebracht wurde. Die Leiche soll nicht nur Brandspuren an Gesicht, Füßen und Rücken, sondern auch Verletzungen an Kopf und am rechten Handgelenk sowie Stichwunden aufgewiesen haben. Offenbar hatte der Täter anschließend versucht, die Leiche zu verbrennen, allerdings ohne Erfolg.
Was den Täter und sein Motiv angeht, tappen die Ermittler bislang im Dunkeln. Die Staatsanwaltschaft der Stadt Vallo della Lucania ermittelt wegen Mordes gegen unbekannt. Eine anfangs verfolgte Spur, bei der nach Angaben von „Il Mattino“ eine „mögliche Verbindung zum früheren Privatleben der Frau“ untersucht wurde, brachte offenbar keine Erkenntnisse.
Felice Carbone, Anwalt der Familie von Silvia N. rief die Bevölkerung zur Zusammenarbeit auf. „Ich bitte jeden, der etwas gesehen hat, sich mit den Carabinieri in Verbindung zu setzen, auch anonym“, sagte er. Er hoffe, dass die Ermittler auf diese Weise Informationen bekämen, „um die Person zu identifizieren, die für diese mörderische Tat verantwortlich ist“.