Wohin führt der Weg? Viele Kliniken blicken in eine ungewisse Zukunft. © Julian Stratenschulte/dpa
München – Die Formulierung des Bundesministers beschäftigt Judith Gerlach sichtlich. Mehrfach zitiert Bayerns Gesundheitsministerin gestern nach der Kabinettssitzung ihren Berliner Kollegen Karl Lauterbach, der die Folgen seiner Krankenhausreform zuletzt mit drastischen Worten skizziert hatte. „Ein paar hundert Krankenhäuser weniger“ werde es in zehn Jahren geben. Aktuell sind es rund 1700. Gerlach vermutet, Lauterbach gehe da wohl von den Ballungsräumen aus. Jedoch: „Wir leben in einem Flächenstaat.“
Tatsächlich hat auch Lauterbach darauf hingewiesen, dass viele Schließungen westdeutsche Großstädte betreffen werden. Aber das ändert wenig am grundsätzlichen Dissens zwischen Berlin und Bayern. „Wenn ich ein Krankenhaus lapidar wegstreichen würde, dann würde sich dort keins mehr befinden“, empört sich Gerlach. „Und auch keine Grundversorgung.“
Mit einem Sieben-Punkte-Plan reagiert die Staatsregierung auf die Reform, um die Zukunft möglichst vieler bayerischer Kliniken zu sichern. Man werde „den anstehenden Umstrukturierungsprozess aktiv begleiten“, sagt Gerlach. Konkret sieht der Plan vor, dass zunächst eine umfassende Datenbasis geschaffen werden soll, um für jede Region zu ermitteln, welche Leistungen die dortigen Krankenhäuser anbieten können. In den nächsten Wochen soll die Sammlung abgeschlossen sein.
Zudem will die Staatsregierung ein bayernweites externes Gutachten erstellen, das den aktuellen Versorgungsbedarf dokumentiert, vor allem aber eine Prognose der künftigen Patientenzahlen bis zum Jahr 2035 beinhaltet. Die Bevölkerungsentwicklung in den einzelnen Regionen wird dort ebenso eine Rolle spielen wie die ambulante Versorgung. Regionale Gutachten, mit denen die Häuser mögliche Umstrukturierungen einleiten, werden vom Freistaat gefördert. 100 Millioinen Euro sind bis 2028 im Topf, aktuell sind zwölf Gutachten bewilligt und fünf von ihnen bereits in Arbeit.
Für besonders wichtige medizinische Bereiche wie Notfallversorgung oder Geburtshilfe, aber auch Kinder- und Jugendmedizin sollen Leitplanken eingezogen werden, welche Leistungsangebote die Kliniken künftig bereithalten sollten. Auf Regionalkonferenzen sollen die Maßnahmen abgestimmt werden. Hinzu kommen eine verstärkte politische Rückendeckung für die Entscheidungsträger vor Ort und eine großzügige Regelung bei den Fördermitteln. Werde etwa eine Klinikimmobilie aufgrund der Umstrukturierung anders genutzt als vorgesehen, solle das Haus bei der Rückforderung von Geldern „größtmöglich“ entlastet werden, sagt Gerlach. Wie wichtig ihr das Programm ist, zeigt eine kurzfristige Terminänderung. Morgen wird Gerlach eine Regierungserklärung abgeben.