„Herr Lammers bleibt Chef“

von Redaktion

Flughafen-Manager verliert aber Kompetenzen – Verdi warnt

„Das wird heute kein Tribunal“: Jost Lammers (r.) im Landtag neben Klaus Holetschek und Markus Söder.

München – Lange Warteschlangen, Verzögerungen bei der Gepäckabfertigung, Verspätungen bei Flügen – nach der harten Kritik am Flughafen-Management werden jetzt Veränderungen eingeleitet. Ein Kernpunkt, den Ministerpräsident Markus Söder bereits gestern gegenüber unserer Zeitung skizziert hatte: Das Management wird neu aufgestellt, Flughafen-Chef Jost Lammers, seit Anfang 2020 an Bord der Flughafen München GmbH (FMG), muss Kompetenzen abgeben.

„Wir haben entschieden, die Struktur der FMG zu ändern“, sagte Söder nach einer Sitzung der CSU-Fraktion gestern in München. „Herr Lammers bleibt der Chef“, erklärte er, fügte aber an: „Er kümmert sich um strategische und finanzielle Fragen.“ Bisher ist Lammers auch Arbeitsdirektor, ob er es bleiben kann, scheint ungewiss. Es werde daneben einen eigenen Vorstand „als Operation Manager“ geben, der sich um das Kerngeschäft Fliegen kümmern werde, kündigte Söder an. Damit ist gemeint: Der oder die neue Person soll sich speziell etwa um die reibungslose Abfertigung der Passagiere sowie die Gepäckauf- und -rückgabe kümmern. Bei der Bodenabfertigung werde es eventuell eine eigene Lizenz für die Lufthansa geben. 500 Arbeiter sollen dafür neu eingestellt werden. Wie das finanziert wird, dazu schwieg Söder auf Nachfrage gestern.

Auch die Sicherheitskontrollen, für die die Regierung von Oberbayern und der Freistaat zuständig sind, sollen verbessert werden. Es müsse nicht nur umgebaut, also auf CT-Scanner umgestellt werden, forderte Söder. Vielmehr müsse es auch zusätzliche Sicherheitsspuren geben, um künftig 4000 statt 3000 Passagiere in der Stunde durchschleusen zu können.

Der FMG-Betriebsrat Ralf Krüger von der Gewerkschaft Verdi warnte vor zu großen Umstrukturierungen am Flughafen. „Innerhalb des Flughafenkonzerns, deren Mutter die FMG ist, rumort es schon länger“, sagte Krüger gegenüber unserer Zeitung. „Tochtergesellschaften wie die Passage- und Ticketing-Tochter Aerogate und die Frachttochter Cargogate werden aktuell verkauft.“ Das bringe Unruhe ins Getriebe. Vor allem dürfe die Aeroground, die den Bodenabfertigungsdienst am Flughafen managt, jetzt nicht auch noch aus der Konzernstruktur herausgelöst werden. Sonst mache ja auch die Installierung eines neuen FMG-Vorstands für das operative Geschäft keinen Sinn.

Angesichts des Feuerwerks an Neuerungen blieb Lammers, der hinter verschlossenen Türen den CSU-Abgeordneten Rede und Antwort stehen musste, bei der Pressekonferenz nicht viel mehr übrig, als erneut Fehler einzuräumen. Auch er sei „bei Weitem nicht zufrieden“, wie es gelaufen sei. Für die Herbstferien kommende Woche fühle sich der Flughafen gewappnet, auch wenn die Neuerungen dann noch nicht greifen können. Bei Engpässen könnten zum Beispiel Passagiere vom Terminal 2 auf das T1 verlagert werden.

Intern, so sagen Abgeordnete, habe man Lammers höflich, aber klar eine Art Ultimatum gesetzt, jedenfalls die Forderung, die Pannen dürften sich nicht wiederholen. „Die Herbstferien stehen vor der Tür, dann muss alles funktionieren“, heißt es aus der Fraktion. Ihr Chef Klaus Holetschek sagte öffentlich zwar, der Flughafen erfülle „nicht den Anspruch, den wir haben“. Intern nahm er den Airport-Chef aber auch vorsorglich in Schutz. „Das wird heute kein Tribunal“, wird er zitiert.

Lammers wird nun demnächst noch im Aufsichtsrat erwartet – und in einem Landtagsausschuss. Da wird es wohl auch um die dritte Startbahn gehen. Söder bekräftigt: nicht in seiner Amtszeit, und die geht nominell bis 2028. Die Grünen ziehen die Absage in Zweifel. Fraktionsvize Johannes Becher sagte, die „Beschwichtigungen“ seien „leider unglaubwürdig“, solange die CSU die Startbahn nicht aus dem Landesentwicklungsprogramm nehme.
DW/CD

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