Bimbam-Alarm in Konzell. Die Glocke der Pfarrkirche St. Martin in Konzell im Landkreis Straubing-Bogen ist nachts verstummt. © dpa
Konzell – Konzell ist eine Gemeinde in Niederbayern. Mit Feldern, Wäldern, (Land-)Wirtschaft und einer barocken Kirche, St. Martin. Klingt idyllisch, doch in dem Ort im Landkreis Straubing-Bogen gärt es seit Wochen. Der Grund: Die Turmuhr läutet nachts nicht mehr. Das Pikante: Nur zwei (manche sagen sogar: nur ein) Einwohner haben sich beschwert, dass sie nachts keine Ruhe haben. Unter ihnen: der Pfarrer von St. Martin, Stephen Pokrayil.
Es gab maximal zwei Beschwerden
Keiner unserer Gesprächspartner will namentlich genannt werden. Martin S. (35, Name geändert) befürchtet gar, als „Nestbeschmutzer“ zu gelten. Er sagt: „Ich bin aus allen Wolken gefallen, dass nachts kein Uhrschlag mehr ertönt. Das hat für mich ja weniger mit Religion und Glaube zu tun, sondern mit Brauchtum.“ Dass der Pfarrer aus Indien stammt, macht es nicht gerade besser.
Auch andere Gesprächspartner betonen: Es gab nie einen Beschluss der Kirchenverwaltung. Und aus den „einigen Beschwerden“ wurden später maximal zwei. Da werde schlichtweg gelogen, und man sei „überrumpelt“ worden. „Es kann nicht sein“, so ein weiterer Einwohner, „dass das Läuten ungefragt abgeschafft worden ist.“ Die Uhrenschlag-Freunde wollen sich auf jeden Fall wehren – gegen die Stille in der Nacht. Auf der kommenden Kirchenverwaltungssitzung dürfte es hoch hergehen.
Konzells Kirchenpfleger Josef Peter wiederum sagt, der Beschluss sei „im kleinen Kreis“ gefasst worden. Wie klein? Nur er und der Pfarrer? „Dazu sage ich nichts. Auf der nächsten Sitzung in der kommenden Woche werden wir das thematisieren.“ Er bestreitet, dass „nicht der Pfarrer alleine“ den Uhrenschlag abgeschafft habe. Heißt: Dabei war er. Eine sichere Quelle bestätigt: Es gab keinen Beschluss, Schluss, Aus, Amen.
Und dann meldet sich Pfarrer Stephen Pokrayil und reagiert auf Nachfrage am Telefon dünnhäutig. Er verweist auf die Sitzung nächste Woche. Warum erst jetzt, nach vielen Wochen Glockenschweigen? Weil, so der Geistliche, so eine Sitzung „acht bis zehn Wochen Vorbereitung“ benötige. Mehr will er nicht sagen. Nur: „Ich will darauf nicht reagieren, auf Wiedersehen.“ Dann hängt er ein. Und der Dorfsegen weiter schief.
MATTHIAS BIEBER