Kriminalhauptkommissar Rainer Öxler aus Ingolstadt zeigt auf den Schließmechanismus eines Holzfensters. © Privat
Ingolstadt – Ihr Werkzeug ist simpel: Um Bargeld und Schmuck zu erbeuten, hebeln Einbrecher Fenster mit Brecheisen oder Schraubenzieher in Sekundenschnelle auf, sagt Kriminalhauptkommissar Rainer Öxler. Der 57-Jährige zeigt Bürgern im Einsatzgebiet des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, wie sie ihr Heim sicherer machen. Gestern zogen Öxler und seine Kollegen durch Wohngebiete in Dachau, Poing und Ingolstadt – und inspizierten auf Wunsch Fenster, Balkontüren und Kellerschächte.
■ Häuser im Münchner Speckgürtel im Visier
Besonders Einfamilienhäuser sind gefährdet. „Über das Erdgeschoss, einen Kellerschacht oder Balkon kann man sich leicht Zugang verschaffen“, sagt Öxler. „Wohngebiete mit Grundstücken, die von Hecken geschützt sind, stehen im Visier. Die Täter suchen gezielt Häuser älteren Baujahrs mit Fenstern und Türen mit einfachen Schließmechanismen.“ Auch ein gekipptes Fenster ist eine Einladung. Nur 15 Prozent der Einbrüche passieren an der Haustür, der Großteil über Einstiegsmöglichkeiten, die weg von der Straße zeigen.
In Städten wie Ingolstadt und München wird das Beratungsangebot der Polizei nicht so stark nachgefragt wie etwa in Fürstenfeldbruck, Ebersberg und Dachau – kein Zufall. „Der Ballungsraum um München ist bei Einbrechern beliebt. Besonders Wohngebiete, die an Autobahn oder Bundesstraße angebunden sind.“
■ So gehen die Täter vor
„Mit einem kleinen Brecheisen öffnet ein Profi ein Standardfenster binnen 30 Sekunden. Und er weiß genau, wo er nach Schmuck und Bargeld suchen muss“, sagt Öxler. Buchattrappen werden erkannt, Gefrierschränke durchsucht. „Egal wo, man sollte keine großen Geldbeträge daheim verstecken.“ In der Dämmerung wird bevorzugt eingebrochen. Aber auch am Vormittag, weil da selbst Rentner beim Einkaufen oder Arzt sind. „Profis aus dem Ausland kommen zu zweit oder dritt. Einer klingelt. Wenn keiner aufmacht, hebelt der andere schon ein Fenster auf.“
■ Die große Schwachstelle: Fenster mit Rollzapfen
Egal ob aus Kunststoff oder Holz, wenn als Schloss herkömmliche Rollzapfen verbaut sind, ist jedes Fenster, jede Tür leicht aufgehebelt. „100 Prozent einbruchsicher gibt es nicht“, sagt Öxler. „Schließmechanismen mit sich verzahnenden Pilzköpfen sind aber einbruchshemmend bei Brecheisen und abgeschlossene Griffe lassen sich nicht öffnen, wenn man durch eine geworfene Scheibe die Türklinke betätigen will.“ Übrigens: Rollladen sind zwar eine Barriere, aber ähnlich leicht zerstört wie Fenster.
■ So kann man daheim nachrüsten
Das Ketterl an der Wohnungstür wird heute nicht mehr verbaut. Wer die Tür aufbricht, zwickt es durch. Bei einem Kastenriegelschloss (ca. 150 bis 250 Euro) geht das nicht. Auch massivere Fenstergriffe mit Schloss lassen sich nachträglich verbauen, genau wie Stangenschlösser an Türen. Gerade an Haustüren empfiehlt sich ein Querriegel, dieser wird baulich im Türstock verankert. Effektiv, aber mit 2500 bis zu 10 000 Euro auch kostenintensiv, ist eine Einbruchmeldeanlage. Die Polizei rät, sie vom Fachmann installieren zu lassen (Infos unter www.k-einbruch.de). Ein lautes Signal verjagt die meisten Täter, selbst, wenn es keinen Sicherheitsdienst alarmiert. „Sehr effektiv ist so eine Anlage, wenn sie die komplette Außenhaut – etwa Fenster per Kontaktmelder – sichert.“
■ Der Schutz fängt beim eigenen Verhalten an
„Kein Einbrecher arbeitet gerne im hellen Lichtkegel“, sagt Öxler. „Wir empfehlen daher im Außenbereich Lampen, die sich per Bewegungsmelder anschalten.“ Das gilt für Privathaushalte ebenso wie für kleine Betriebe wie Bäckereien oder Hofläden, in denen das Polizeipräsidium Oberbayern Nord zuletzt vermehrt Einbrüche registriert hatte. Im Haus kann man Lampen, Fernseher und teils sogar Rollos per Zeitschaltuhr aktivieren. „Das kostet nicht viel, vermittelt aber, dass jemand zu Hause ist.“ Zudem gilt: „Ein aufmerksamer Nachbar ist Gold wert. Wer im Treppenhaus oder in der Nachbarschaft etwas Verdächtiges bemerkt, sollte die 110 wählen.“
CORNELIA SCHRAMM