Die große Schlammschlacht

von Redaktion

Nasser Herbst bringt Bayerns Bauern zur Verzweiflung

Tiefe Spurrillen auf Bayerns Feldern. © Schmid-Maier

Ralf Huber vom Bayerischen Bauernverband. © privat

Festgefahren: In Österreich musste ein Mähdrescher aus dem Acker gezogen werden. © Feuerwehr Mauer

München – So einen Herbst hat Bauer Hans Kraut noch nie erlebt. „Wir können nicht roden. Die Kartoffeln verfaulen uns im Acker“, sagt der Landwirt aus Emmering im Kreis Fürstenfeldbruck. Der Grund: Die Böden sind wegen der anhaltenden Regenfälle der vergangenen Wochen und Monate immer noch so feucht, dass die Erntemaschinen kaum oder gar nicht fahren können. Eigentlich sollte die Kartoffelernte um diese Zeit schon längst eingebracht sein. Eigentlich. Kraut hat heuer auf 125 Hektar Kartoffeln angebaut. 55 Hektar davon sind noch ungeerntet. „Uns läuft die Zeit davon“, sagt er. Die Lage sei katastrophal. Denn sobald dauerhafter Frost nach Bayern zieht, war es das mit den Kartoffeln.

Nicht nur Bio-Bauer Kraut hat mit Wasser und Schlamm auf den Feldern zu kämpfen. „Das zieht sich durch ganz Oberbayern“, sagt Ralf Huber, Bezirkspräsident beim Bayerischen Bauernverband. „Es ist wirklich ein extrem schwieriges Jahr.“ Nicht nur die Kartoffelernte ist betroffen. Auch der Mais wird eigentlich gerade gehäckselt, und bei der Aussaat, etwa von Wintergerste und Bio-Roggen, gibt es die gleichen Probleme: „Die Böden sind so nass, es funktioniert einfach nicht“, sagt Huber. „Und immer wenn man hofft, regnet es wieder. Da fühlt man sich machtlos.“

Den Landwirten im angrenzenden Österreich geht es dabei nicht besser. So musste am vergangenen Wochenende im Bezirk Melk im niederösterreichischen Mostviertel die Feuerwehr zu einem ungewöhnlichen Einsatz ausrücken: Ein Mähdrescher war auf einem Maisfeld so tief in den Schlamm versunken, dass die Maschine nicht mehr vor und zurück kam. Erst mithilfe zweier Traktoren konnten die Helfer die Schlammschlacht gewinnen und den Drescher aus dem Acker befreien.

Lohnunternehmer Georg Schmid-Maier aus dem bayerischen Biburg hat derzeit tagtäglich mit den Bedingungen zu kämpfen. „So schlimm wie heuer war es seit Jahrzehnten nicht mehr“, sagt er. Immer wieder müsse man die Ernte abbrechen, weil Teile von Feldern schlicht unbefahrbar seien. Vor allem in Richtung von Entwässerungsgräben oder in der Nähe von Biberbauten sei es besonders schlimm. Dank viel Fingerspitzengefühl sind seine Mitarbeiter bisher noch immer aus dem Acker herausgekommen. Doch es gebe zurzeit immer wieder Fälle, wo sich Landwirte festfahren, sagt Schmid-Maier.

Und weil Schlamm und Baaz natürlich in den Reifenprofilen der landwirtschaftlichen Maschinen hängen bleiben, werden auch die Autofahrer auf den Landstraßen nicht verschont. Deshalb hat der Bauernverband in einigen Regionen auch via Pressemitteilung zu achtsamem Autofahren aufgerufen. „Kein Landwirt verunreinigt die Straßen absichtlich“, hieß es darin. Aber wegen der Arbeitsprozesse „ist das unvermeidbar und wird in der Regel auch schnellstmöglich beseitigt“. Trotzdem sollten Autofahrer achtgeben, damit es nicht zu Unfällen kommt.

Für Landwirt Hans Kraut bleibt unterdessen nur: hoffen. Auf ein paar trockene Tage. Und darauf, dass sich der Frost noch ein bisschen Zeit lässt. Aber trotz allem: Von einem Teil der Ernte hat er sich mental schon verabschiedet.
D. GÖTTLER/T. GEHRE

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