DAS PORTRÄT

Ein Preis für die Retterin der Mauersegler

von Redaktion

Lina Schwarzmeier aus Piding. © kp

Die Staatsregierung hat Lina Schwarzmeier aus Piding im Kreis Berchtesgadener Land mit dem Sonderpreis des diesjährigen Tierschutzpreises ausgezeichnet. Die Tiermedizinische Fachangestellte widmet ihr Leben der Pflege von Mauerseglern. Alles begann 2017 mit einem Küken namens Grendel. Seitdem lebt die 38-Jährige für die Vögel 365 Tage im Jahr.

Die Pflege der gefährdeten Mauersegler ist zeitintensiv. Jeden ihrer Vögel füttert Lina Schwarzmeier alle zwei bis drei Stunden – händisch, mit aufgetauten Insekten. „Es ist wichtig, eine Vertrauensbasis zu den Tieren aufzubauen“, sagt Schwarzmeier. Damit die eigentlichen Flugjäger von der Pinzette fressen und sich wie Jungvögel am Finger ansaugen. „Die Technik vermeidet Zwangsfütterung und reduziert den Stress für die Tiere.“

Neben der zeitintensiven Pflege der Segler, die von Mai bis September unter anderem in Bayern brüten, widmet sich Schwarzmeier der Aufklärung und dem Austausch mit anderen Mauersegler-Experten. Die Tiere können bis zu zehn Monate ohne Landung in der Luft bleiben und bis zu 800 Kilometer pro Tag fliegen. Geschlafen wird im Flug – mit deaktivierter Gehirnhälfte. Schwarzmeier fasziniert das nach wie vor. 2017 hat sie sich um ihren ersten Schützling gekümmert und vor zwei Jahren den gemeinnützigen Verein Mauersegler Starthilfe gegründet, um die enormen Kosten für die Pflege der Tiere – gerade das Futter in Form von Insekten ist teuer – decken zu können. Denn die Zahl der Tiere, die sie aufzieht und pflegt, wächst stetig auf der Mauersegler-Station, in der es nun auch einen Flugtrainingsraum gibt.

In der Mauersegler-Hauptsaison hat Schwarzmeier einen 20-Stunden-Tag. Neben der Pflege der Tiere koordiniert sie inzwischen auch Rettungsaktionen über die bayerischen Grenzen hinweg. „Ich erhalte in Hochzeiten pro Tag oft bis zu 80 Anfragen von Menschen, die Hilfe brauchen.” Die Tiere, die sie nicht selbst aufpäppeln kann, vermittelt sie deutschlandweit an andere Spezialisten. Unter dem Namen Ave Apus plant Schwarzmeier ein groß angelegtes Nistkasten-Projekt zum Schutz der Flugkünstler, die bis zu 20 Jahre alt werden können. Das Projekt konzentriert sich auf den Bau und den Erhalt von Brutstätten. So viel Engagement für eine gefährdete Vogelart hat die Staatsregierung jetzt auch offiziell gewürdigt – und Lina Schwarzmeier den Bayerischen Tierschutzpreis verliehen.
KILIAN PFEIFFER

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