Foltervorwurf gegen JVA Augsburg

von Redaktion

Männer wochenlang nackt in Dunkelhaft?

Hinter den Mauern der JVA Augsburg-Gablingen sollen Männer in Dunkelhaft gesperrt und misshandelt worden sein. © S. Puchner

Augsburg – Die Staatsanwaltschaft ermittelt in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Augsburg-Gablingen wegen „Körperverletzung im Amt“. Wie Andreas Dobler, Sprecher der Staatsanwaltschaft Augsburg, am Samstag auf Anfrage bestätigte, gab es dort am Donnerstag einen Polizeieinsatz: „Es geht um die Überprüfung interner Vorgänge auf ihre strafrechtliche Relevanz hin.“ Zudem gehe die Behörde Vorwürfen nach, wonach es zu tätlichen Übergriffen auf Gefangene gekommen sein soll.

Inhaftierte sollen laut Aussagen einer Anwältin und einer früheren Anstaltsärztin zu Unrecht in sogenannten „besonders gesicherten Hafträumen“ (bgH) eingesperrt worden sein. Die kameraüberwachten Einzelzellen sind für suizidale oder gewalttätige Häftlinge gedacht und nur mit Matratze und einer in den Boden eingelassenen Toilette ausgestattet. Die Häftlinge sind nackt, bekommen aber für die Zeit des Aufenthalts eine Papierunterhose. Die Leitung einer JVA kann eine Unterbringung anordnen, ein Aufenthalt soll wegen der enormen psychischen Belastung möglichst kurz gehalten werden.

Einige Männer sollen dort aber ohne Grund wochenlang und im Dunkeln festgehalten worden sein. Die Anwältin zweier Insassen und eine ehemalige Anstaltsärztin hatten auf die alarmierenden Zustände hingewiesen: „Zu 80 Prozent hatten die Häftlinge keine Matratze und waren komplett nackt“, berichtete Ärztin Katharina Baur am Samstag dem Bayerischen Rundfunk.

Außerdem habe man die Inhaftierten teils hungern lassen. Die wiederholten angemeldeten Kontrollen der „Nationalen Stelle zur Verhütung von Folter“ hatten keine Anhaltspunkte geliefert.

Es soll darüber hinaus zu „tätlichen Übergriffen einzelner Beschäftigter auf einzelne Gefangene“ gekommen sein. Bayerns Justizministerium erklärte: „Für den Fall, dass es zu Übergriffen und Straftaten durch Bedienstete kommt, wird dies konsequent strafrechtlich verfolgt. Gewalt gegenüber Gefangenen oder eine sonstige unangemessene Behandlung von Gefangenen durch einzelne Bedienstete ist zudem eine Verletzung der Dienstpflichten und wird auch dienstrechtlich konsequent geahndet.“

Die JVA Augsburg-Gablingen wurde 2015 eröffnet und gilt als die modernste Haftanstalt im Freistaat. Sie ist besonders ausbruchssicher, über 600 Männer sitzen dort ein. Leiterin ist Zoraida Maldonado de Landauer. Vorwürfe gegen Gefängnismitarbeiter sind häufig, ein Ermittlungsverfahren ist daher besonders ungewöhnlich.
TSR

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