Tanja und Martin Frühauf hatten im Dezember 2021 die Saurüsselalm übernommen. Nun kehren sie ihr den Rücken.
Blick auf die umstrittene Hütte: Links parkt ein Pickup des Betriebs mit der Aufschrift „Saurüsselalm“, rechter Hand sitzen die Gäste auf der Sonnenterrasse. © Thomas Plettenberg (2)
Bad Wiessee – Drei Jahre lang hat das bekannte Gastro-Paar Tanja und Martin Frühauf die Saurüsselalm im Söllbachtal in Bad Wiessee im Kreis Miesbach betrieben. So sehr die Alm bei vielen Gästen und Ort für exklusive Feiern beliebt war, so umstritten war der Betrieb von Anfang an. Bekanntlich hat der Verein zum Schutz der Bergwelt gegen die Nutzung der Alm als Gastwirtschaft geklagt, kürzlich fand die zweite Verhandlung vor dem Verwaltungsgerichtshof statt. Noch ehe ein Urteil fallen konnte, gab Almeigentümer Franz Haslberger den Bauantrag für die Saurüsselalm zurück. Dass der Betrieb dort oben trotzdem unvermindert weiterging, hat viele – allen voran die Naturschutzverbände – empört.
Jetzt hat das Unternehmen Frühauf Genuss um die Aufhebung des Vertrags für die Saurüsselalm gebeten. Das teilten Betreiber und Eigentümer gestern gemeinsam mit. Der 20. Dezember werde der letzte Betriebstag des Frühauf-Teams in der Saurüsselalm sein. „Unser wunderbares Team hat ab Tag eins sein Bestes für die Saurüsselalm gegeben, und es freut uns sehr, dass unser Konzept bei so vielen Menschen so gut angekommen ist. Aber die dauerhaften Angriffe der Gegner, kombiniert mit der Unklarheit, was rechtlich erlaubt und politisch gewollt ist, lassen uns leider keine andere Wahl“, begründet Martin Frühauf den Rückzug. Der Vertrag für die neue Söllbachklause werde ebenfalls aufgelöst.
Almeigentümer Haslberger ließ gestern verlauten: „Wir bedauern, aber verstehen die Entscheidung der Familie Frühauf.“ Was die Zukunft der Saurüsselalm betrifft, so setze man weiter „auf einen konstruktiven Austausch“ zwischen dem Landrat, der Gemeinde und dem klagenden Verein zum Schutz der Bergwelt. Haslberger sagt: „Wir sind sicher, die hohe Qualität der Frühauf-Gastronomie halten zu können, und bestreben nun, mit einem neuen Partner aus Bayern und einem angepassten Konzept unvorbelastet durchzustarten.“ Nach dem jüngsten Prozess hatte Haslberger angekündigt, zügig einen neuen Bauantrag mit neuer Betriebsbeschreibung für seine Alm vorzulegen.
Aus ihrem Groll machen die Verfasser in der offiziellen Erklärung unterdessen keinen Hehl: „Wenngleich der gastronomische Erfolg der Saurüsselalm – mit bis zu 90 000 zufriedenen Gästen pro Jahr – wie erhofft eingetreten ist, so wurde dieser zunehmend von Anfeindungen durch Tourismus-Gegner überschattet.“ Obwohl sich Frühauf stets rechtskonform verhalten und 90 Prozent des Geschäfts mit Bier, Schorlen und bayerischen Schmankerln gemacht habe, sei nicht nur wiederholt „das Bild einer elitären Event-Location kreiert, sondern von der Preisliste bis zur Demografie der Gäste alles politisch aufgeladen und unsachlich in die Öffentlichkeit getragen“ worden.
Auch bei der Söllbachklause, die Haslberger bald aufwendig umgebaut eröffnen will, habe es „neben der immensen Vorfreude immer wieder künstliche Aufregung“ gegeben. Der Eröffnungstermin habe sich so immer wieder nach hinten verschoben. Frühauf habe kaum Reservierungen annehmen oder eine effiziente Personalplanung aufsetzen können.
Kritiker störten sich neben Abendveranstaltungen mit Shuttle-Service zum Beispiel daran, dass die Alm ab und an tagsüber exklusiv für geschlossene Gesellschaften gebucht und somit nicht für Spaziergänger und Radler geöffnet war. Ende Juli 2023 beispielsweise kochten Tegernseer Spitzenköche auf unter dem Motto „Tegernseer Hochgenuss auf der Alm“ – dazu gab’s Weine renommierter Winzer und Champagner. Eines von vielen Events. Für den diesjährigen 9. November ist auf der Webseite ein Martinsgans-Hüttenabend angekündigt.
GABI WERNER