Unter Philatelisten legendär: der Schwarze Einser. © Fredrik Von Erichsen
München – Vor 175 Jahren gab es in Bayern eine historische Premiere: Am 1. November 1849 führte das Königreich als erster Staat auf deutschem Boden Briefmarken ein – den Schwarzen Einser, der unter Sammlern wegen des kleinsten Nennwerts als erste Marke gilt, sowie eine blaue Marke im Wert von drei Kreuzern und eine braune für sechs Kreuzer.
Mit dem Schritt folgte Bayern dem Vorbild Großbritanniens. Die Royal Mail hatte im Mai 1840 die One Penny Black eingeführt, die als erste Briefmarke der Welt gilt. Lange konnten sich die Postverwaltungen der damals noch vielen deutschen Staaten nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen. Im Juni 1849 aber entschied sich der bayerische König Maximilian II. zum Alleingang und ordnete die Einführung von Briefmarken an. So nachzulesen in einer Broschüre des auf Briefmarken spezialisierten Auktionshauses Heinrich Köhler. Die Wiesbadener haben vor Kurzem den einzigen bekannten vollständig erhaltenen Brief mit einem Schwarzen Einser vom 1. November 1849 für 440 000 Euro versteigert (wir berichteten). So viel bringt die einzelne Marke nicht ein. Im Netz finden sich Angebote knapp unter 1000 Euro und im niedrigen vierstelligen Bereich.
Zum Preis trägt auch bei, dass der schwarze Einser die seltenste unter den drei damals eingeführten Briefmarken ist. Denn schon 1850 entschied man sich, ihn durch eine rote Marke zu ersetzen, wie Peter Zollner erklärt. Er vertritt die Arbeitsgemeinschaft Bayern (klassisch) im Bund Deutscher Philatelisten. Als Grund dafür nennt er die unglücklich gewählte Farbe: Weil auch die Stempel zur Entwertung schwarz waren, und sich entsprechend nicht gut vom Untergrund abhoben, sorgte man sich, dass die Marken wiederverwendet würden. Ein Schicksal, das der Schwarze Einser übrigens mit seinem Vorbild teilt. Auch die One Penny Black wurde von einer roten Marke ersetzt – ebenfalls wohl damit die Entwertung besser zu sehen war. „Die Briefmarke als solche ist unter den klassischen Marken Massenware und absolut keine besondere Rarität. Man braucht davor nicht in Ehrfurcht zu erstarren. Es wurden mehr als 800 000 Stück hergestellt. Bei jeder besseren Auktion können Sie mehrere davon kaufen. Bei Ebay sind in der Regel mehr als 50 davon eingestellt.“
Die Marken hatten schon damals eine Art Gummierung auf ihrer Rückseite. Zumindest wird schon in der königlichen Verordnung aus dem Oktober 1849 darauf hingewiesen, dass sie vom Absender durch Befeuchten des Klebstoffs gut befestigt werden müssen. Einen gezahnten Rand gab es damals allerdings noch nicht. Und auch der Platz für die Briefmarke war damals ein anderer: die linke obere Ecke des Briefs, nicht wie heute die rechte. Zollner rät vom Briefmarken-Sammeln heute übrigens ab. In den 1960er Jahren galten sie als „Aktien des kleinen Mannes“, sagt er. Heute sei so gut wie alles, was nach 1956 erschienen ist, mehr oder minder wertlos. „Damit können Sie Ihre Wand tapezieren. Der Preisverfall begann etwa vor 30 Jahren.“ Ein Album, Bund komplett von 1970 bis 2000, Nennwert 750 Mark, sei bei Ebay heute für 13 Euro zu haben.
KNA/DPA