Borna-Virus bei Igeln nachgewiesen

von Redaktion

In Maitenbeth im Kreis Mühldorf ließen viele Bürger für die Borna-Studie ihr Blut untersuchen – unter anderem Bürgermeister Thomas Stark. © Richterstetter

Sie sind süß, in vielen Gärten unterwegs – aber vielleicht auch Überträger des gefährlichen Borna-Virus. © dpa

München – Jede neue Meldung über das hochgefährliche Borna-Virus verbreitet sich in Maitenbeth besonders schnell. Dort sind 2019 und 2020 zwei Kinder an dem Virus gestorben. Seitdem läuft eine Studie, etliche Maitenbether spendeten dafür Blut, um es auf Antikörper untersuchen zu lassen. „Die große Angst von damals ist nicht mehr zu spüren“, sagt Bürgermeister Thomas Stark. „Aber die Sensibilität für dieses Virus wird in unserer Gemeinde immer sehr groß sein.“ Sobald es eine neue Meldung zum Borna-Virus gibt, wird es dort wieder Gesprächsthema.

Und eine neue Meldung gibt es seit einigen Tagen: Bisher sind die Infektionen immer bei Feldspitzmäusen nachgewiesen worden. Sie gelten als Überträger – wie genau die Übertragung verläuft, stellt die Forscher noch vor Rätsel. Nun ist das Borna-Virus in Ober- und Niederbayern aber erstmals auch bei Igeln und Bibern in Bayern nachgewiesen worden. Die Tiere waren laut dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit unabhängig voneinander mit neurologischen Krankheitsanzeichen gefunden worden und nach kurzer Erkrankungsdauer verendet oder mussten eingeschläfert werden. Im Landkreis Ebersberg – unweit von Maitenbeth – waren laut dem örtlichen Gesundheitsamt drei Igel mit dem Virus infiziert. Fälle von Infektionen bei Menschen sind dort allerdings noch nicht bekannt.

In welchen und wie vielen weiteren Landkreisen infizierte Igel nachgewiesen wurden, will das LGL nicht sagen. „Überall dort, wo Feldspitzmäuse infiziert sind, würde man vermutlich auch infizierte Igel finden, wenn man gezielt sucht“, sagt Merle Böhmer, die am LGL mit zum Thema Borna-Virus forscht. „Bisher handelt es sich nur um eine einstellige Zahl an Landkreisen“, sagt sie. Außerdem wurde ein infizierter Biber in Bayern nachgewiesen und ein weiterer in Sachsen-Anhalt. „Vorher ist das Virus nur bei Nutztieren wie Pferden, Schafen oder Alpakas entdeckt worden.“ Nutztiere hätten sich aber als sogenannte Sackgassenwirte erwiesen. Sie infizieren sich, sterben auch an dem Virus, geben es aber nicht weiter. Dasselbe vermuten die Forscher auch für Biber. „Es gibt momentan keine Hinweise dafür, dass Igel das Virus auf den Menschen übertragen können. Igel sind jedoch verwandt mit der Spitzmaus und deshalb wird das aktuell noch genauer untersucht“, sagt Böhmer. Intensiv dazu geforscht wird nicht nur am LGL, sondern auch am Friedrich-Löffler-Institut.

Für den Menschen ist das Virus in nahezu allen Fällen tödlich. Es setzt sich im Gehirn fest und führt zu schweren Entzündungen. Etwas mehr als 50 Fälle sind deutschlandweit bekannt, fast 90 Prozent davon in Bayern. Zwei Infektionen gab es in Bayern in diesem Jahr. „Nur sehr wenige Menschen haben eine Infektion mit Borna überlebt – und dann nur mit schwersten Hirnschäden“, sagt Böhmer. Dass es in Bayern so viele Fälle gibt, erklärt sie sich damit, dass die Feldspitzmaus hier sehr verbreitet ist. Außerdem sei in Bayern das Bewusstsein für das Borna-Virus mittlerweile sehr hoch. „Ärzte müssen bei einer Gehirnentzündung eine Diagnostik anfordern, um das Virus nachzuweisen. Das wird in Bayern wegen der früheren Fälle vermutlich häufiger getan.“

In dieser Jahreszeit gibt es viele Menschen, die sich um Igel kümmern. Ihnen kann Böhmer ein wenig Angst nehmen: „Alle infizierten Igel waren schwer krank.“ Sie hatten neurologische Symptome: einen torkelnden Gang, waren sehr schwach und hatten die Scheu vor Menschen verloren. „Igel sollte man grundsätzlich nicht ohne Handschuhe berühren“, rät sie. Wenn Igel einen kranken Eindruck machen, seien auch FFP2- oder FFP3-Masken sinnvoll. Im Zweifel sollte man sich an das zuständige Veterinäramt wenden.

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