WAS MACHT EIGENTLICH?

„Vielleicht komme ich zurück“

von Redaktion

Sebastian Frankenberger erkämpfte das Rauchverbot

Inzwischen lebt Frankenberger in Wien. Er bietet dort unter anderem Stadtführungen an.

Mister Rauchverbot: 2009 kämpfte Sebastian Frankenberger mit seinem Volksbegehren für rauchfreie Lokale. © dpa

Sebastian Frankenberger war Mister Rauchverbot – der frühere ÖDP-Politiker trommelte wie kein anderer für das erfolgreiche Volksbegehren, das 2009 die bayerische Gastronomie auf den Kopf stellte. Viele sind ihm heute noch dankbar, manche hassen ihn auch dafür, dass sie zum Rauchen vor die Tür müssen. Bayern hat der 43-Jährige, der sogar Morddrohungen bekam, vor Jahren den Rücken gekehrt. Er hat zwar noch eine Wohnung in seiner Heimatstadt Passau, lebt aber in Wien. Aber vielleicht nicht für immer?

Herr Frankenberger, wo erwische ich Sie gerade?

Ich fahre mit einem amerikanischen Filmteam zwischen Salzburg und Innsbruck hin und her, wir machen eine Woche lang Programm für einen Youtube-Beitrag. Ich mache Stadtführungen, wir melken und käsen auf der Alm, raften.

Ist das jetzt Ihr Beruf?

Ich habe diverse Firmen gegründet. Sie alle haben etwas mit Erlebnissen zu tun. 300 freiberufliche Guides, also Fremdenführer, arbeiten für mich, wir bieten Stadtführungen, Ausflüge, Vorträge an, zum Beispiel für Gäste von Kreuzfahrtschiffen zwischen Nürnberg und Budapest. Ich berate aber auch Museen und Tourismusverbände, bilde Reiseleiter aus. Mein Schwerpunkt: Ich will Begegnungen schaffen, den Gast anregen. Es geht auch viel darum, Stereotypen aufzulösen, Ängste vor Unbekanntem abzubauen und einen gesellschaftlichen Wandel zu unterstützen.

Das klingt ein bisschen politisch. Nach dem Rauchverbot waren die Grünen kurz davor, Sie zu adoptieren. Bereuen Sie es, kein Berufspolitiker geworden zu sein?

Bereuen ist der falsche Ausdruck. Aber klar, das geistert schon immer mal wieder in meinem Kopf rum. Ich wollte damals ja etwas Grundlegendes verändern im politischen Betrieb. Dass Ehrlichkeit einkehrt, dass man das, was man fordert, auch selbst lebt. Dass sich die Parteien nicht so bekriegen. Und da frage ich mich schon: Hätte ich eine Verpflichtung gehabt, weil ich so bekannt war? Ich bekomme viele Zuschriften, warum ich nicht mehr politisch aktiv bin. Aber ein bisschen bin ich das ja schon noch.

Wie denn?

Ich habe mich sehr früh in der österreichischen Wirtschaftskammer engagiert und im Tourismus. Ich bin auch der Vorsitzende des Weltverbands der Fremdenführer, in dem 200 000 Guides organisiert sind. Dafür bin ich viel unterwegs, im Oktober war ich im Iran, im Frühjahr in Malaysia und Japan, um eine Konferenz zu organisieren. Ich versuche, auf touristischer Ebene einen Dialog mit Ländern zu halten, mit denen es politisch schwierig ist. Zum Beispiel haben wir auch Kontakt zu russischen Guides, außerdem unterstützen wir Guides aus der Ukraine.

Ab und zu kommen Sie auch nach Bayern. Werden Sie immer noch angepöbelt?

Es gab einige Jahre, in denen ich nicht gerne in Bayern war. Die Anfeindungen von Rauchverbotsgegnern haben mir nie etwas ausgemacht, eher die aus dem inneren Kreis der ÖDP. Das endete ja unschön damals, das hat mich echt mitgenommen (Anm. d. Red.: Frankenberger verlor eine Kampfabstimmung um den Bundesvorsitz). Aber inzwischen bin ich wieder entspannt. Ich werde oft von Wirten zum Essen eingeladen, die bedanken sich für das Rauchverbot, obwohl sie früher dagegen war. Sie sagen, jetzt ist es besser. Ein paar negative Raucher wird es immer geben, die dürfen gerne ihren Welthass bei mir abladen. Und wer weiß, vielleicht kehre ich ja irgendwann zurück nach Bayern – und in die Politik. Das habe ich mir immer offengehalten.

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