Besuchermagnet: In der Watzmann Therme hat sich am Freitag der Badeunfall ereignet. © Bibikow/Mauritius, Farthofer/7aktuell
Berchtesgaden – In der Watzmann Therme ziehen die Badegäste ihre Bahnen, die Kinder planschen noch wie wild, und die bunten Lichter flimmern in der 80 Meter langen Blackhole-Rutsche. In dem ganzen Trubel bemerkt am Freitagabend erstmal niemand, dass da ein dreijähriger Bub leblos im Wasser treibt. Bis auf zwei Mädchen, beide zwölf Jahre alt. Mit ihren Eltern machen sie gerade Urlaub im Berchtesgadener Land. Daheim in Franken starten sie heute als Heldinnen wieder in der Schule.
Stefan Scharf, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Berchtesgaden zollt den Madln großen Respekt für ihr beherztes Handeln. „Sie bemerkten den leblosen Jungen und retteten ihn an den Beckenrand“, berichtet er über den Badeunfall am Freitagabend. Ein Saunagast und eine Notärztin, die privat in der Therme war, begannen sofort mit der Reanimation. Der Bademeister und Polizeibeamte halfen mit, den Bub zwar stabilisiert, aber dennoch in sehr kritischem Zustand an den Rettungsdienst zu übergeben.
Die Eltern des Kindes mussten die Wiederbelebungsmaßnahmen mitansehen. Die Familie aus dem österreichischen Hallein hatte den Tag in der Therme verbracht und sich gegen 21.20 Uhr eigentlich schon auf den Heimweg aufgemacht, als der Unfall passiert ist. „Im Umkleidebereich bemerkten sie, dass der dreijährige Sohn fehlte“, berichtet Scharf. Von dem Kind fehlte in den Kabinen jede Spur. „Die Eltern liefen sofort zurück ins Schwimmbecken und wurden dort Zeugen der Rettungsmaßnahmen.“ Der Bub war unbemerkt zurück in Richtung Erlebnisbecken im Obergeschoss gelaufen. Darin trieb er dann vermutlich mehrere Minuten unter Wasser. Wie der Unfall genau passiert ist, weiß derzeit noch niemand. Die Polizei bittet deshalb Badegäste, die etwas beobachtet haben, sich zu melden.
Polizei, Sanitäter und viel Blaulicht – ein Kriseninterventionsteam war am Freitagabend bereits im Einsatz, als die Feuerwehr für die Landung des Helikopters den Berchtesgadener Sportplatz gegenüber der Therme ausgeleuchtet hat. Seitdem wird der Bub im Universitätsklinikum Salzburg behandelt, er liegt auf der Intensivstation im Koma.
Ohne die beiden aufmerksamen Mädchen aus Franken und die schnelle Reanimation der anderen Badegäste, hätte der Bub den Unfall wohl gar nicht überlebt. Jetzt hoffen alle Beteiligten, dass er so viel Glück haben wird, wie das Kind, das heuer zu Beginn der Badesaison im Freibad in Berchtesgaden verunglückt war. Es lebt, ist wohlauf. „Zum Glück ging dort alles gut aus“, sagt Stefan Scharf. „Das Kind hatte keine Folgeschäden.“
Noch ist der Zustand des Bubs unverändert kritisch, teilt die Polizei auf Nachfrage mit. Seinen vierten Geburtstag am gestrigen Sonntag hat er im künstlichen Tiefschlaf verbracht. „Wir hoffen, dass es ihm bald besser geht“, sagt Scharf und plädiert ganz grundsätzlich: „Es ist wichtig, dass Kinder schwimmen lernen, um sich in Gefahrenlagen selbst helfen zu können.“
SCO