Jesus (Rochus Rückel) bei der Passion 2022. © Mayr
Abdullah Karaca soll zweiter Spielleiter bleiben. © Bartl
Theaterregisseur Christian Stückl am Montag, als er seine Ideen für die Passion 2030 vorgestellt hat. © Hoppe/dpa
Oberammergau – Die Gemeinde Oberammergau im Kreis Garmisch-Partenkirchen bringt sich für die Passion 2030 in Stellung. Heute Abend wird der Spielleiter offiziell verkündet – obwohl den ohnehin schon jeder kennt. Christian Stückl, Spielleiter der vergangenen vier Passionen, wird wohl wieder inszenieren. Der 62-Jährige gilt als konkurrenzlos. Obwohl der Gemeinderat heuer erstmals ein Bewerbungsverfahren rund um die Vergabe des wichtigsten Postens ausgerufen hatte. Bei einer Bürgerversammlung am Montag gab‘s trotz all der Querelen Applaus für Stückl. Seinen Kurs will er nicht ändern.
Sie sind seit 40 Jahren Spielleiter. Wie blicken Sie auf Ihre fünfte Passion?
Sicher ist das noch nicht, obwohl es so ausschaut. Das beschreibt das vergangene Jahr gut: Ich wusste am Ende gar nicht, ob ich mich bewerben soll oder ob man davon ausgeht, dass ich‘s mach. Ich bin genervt vom Hin und Her. Ich hoffe, dass am Ende alle zufrieden sind, aber genau sagen lässt sich das vorab nie. Sonst wünsch ich mir einfach eine schöne Passion. Mit Auseinandersetzungen und Diskussion. Ohne Streit keine Passion. So ist das halt in Oberammergau.
Haben Sie heuer mal befürchtet, den Posten nicht zu kriegen?
Das hätte ich mir gar nicht vorstellen können. Wer hätte es denn sonst machen sollen?
Ihr bisheriger Stellvertreter Abdullah Karaca hatte seinen Hut auch in den Ring geworfen. Wie ist die Stimmung zwischen Ihnen?
Wir haben uns ausgesprochen und beschlossen, bei der Passion 2030 noch mal zusammenzuarbeiten.
Wie schief hängt der Haussegen im Dorf? Wollte der Gemeinderat durch Einführen des Vergabeverfahrens an Ihrem Stuhl nackeln?
Über das will ich gar nicht reden, sonst ist wieder wer eingeschnappt. Ich bin seit 40 Jahren gewohnt, dass mich hier Leute nicht als Spielleiter haben wollen. Die Parteilose Wählergemeinschaft war es, die die Idee mit dem Bewerbungsverfahren angestoßen hatte. Der Beschluss hat sich für mich nicht wie ein Nackeln angefühlt, es war wohl ein Versuch, mich einzubremsen. Ich habe mich recht oft in Verwaltungsangelegenheiten, etwa in den Kartenverkauf oder das Sicherheitskonzept, eingemischt.
Werden Sie das künftig nicht mehr tun?
Das kann ich nicht versprechen, wenn es um Dinge geht, die die Passion und somit mich als Spielleiter unmittelbar betreffen. Ich habe mich mal dafür starkgemacht, dass Eintrittskarten weiter auch als Arrangements angeboten werden. Das würde ich immer wieder befürworten.
Die PWG fordert eine genaue Aufgabenbeschreibung, die die Rolle des stellvertretenden Spielleiters festlegt.
Ich habe Abdullah Karaca vor zehn Jahren mitgebracht. Es war meine Idee, ihn als zweiten Spielleiter zu installieren. Diese Verantwortlichkeiten genau festzulegen, wird nicht gehen. Das ist eine künstlerische Zusammenarbeit, kein Ehevertrag. Ich bin der Regisseur. Ich leite die Darsteller an. Ich führe die Proben. Jeden Tag. Abdullah ist mein Backup, als Dramaturg kann er Ideen liefern und mir widersprechen. Aber: Am Ende hob i den Huat auf.
Die PWG hält eine komplette Neuinszenierung für 2030 für zu teuer…
Die Gemeinde gibt mir ein Budget vor. Aber natürlich geh ich komplett neu ran! Die Chorkostüme sind verschlissen, da braucht‘s zum Beispiel neue. Am Montag habe ich nie von Neuinszenierung, nur von Weiterentwicklung gesprochen. Eine große Frage wird wieder sein, welche Rolle Jesus in einer säkularen Welt einnimmt. 80 Prozent der Jugendlichen können mit der Figur nichts anfangen, aber grad die müssen in Zeiten der Theaterkrise begeistert werden. Das spielt auch bei den Tickets eine Rolle. Der Kunde ist heute nicht mehr bereit, jeden Preis zu zahlen.