Ein bisschen hat man den Eindruck, als würde in der bayerischen Verkehrspolitik mit zweierlei Maß gemessen. Was war das für ein Aufschrei, als plötzlich Schlechtleistungen am Premium-Flughafen München bekannt wurden? Es folgten Krisensitzungen, zwei Minister eilten zum „Tatort“, Söder-Machtwort und schnelle Entscheidungen inklusive. Jetzt gibt es: mehr Sicherheitsschleusen, mehr Personal, einen neuen Manager fürs Operative. Alles richtig, gewiss. Nur: So einen Aufschrei (und wenn‘s denn der Wahrheitsfindung dient sogar eine Krisensitzung der CSU-Landtagsfraktion) wäre für die S-Bahn München und für die Bahn in Bayern insgesamt auch wichtig.
Ja, die Bahn fährt oft, öfter als man den Eindruck hat, auch pünktlich – weswegen auch nicht das beliebte Bahn-Bashing betrieben werden soll. Aber zu besprechen gäbe es genug für drei Krisengipfel, wenn man nur die Hiobsbotschaften der jüngsten Zeit betrachtet: Langsamfahrstellen zuhauf im S-Bahn-Netz, kein S-Bahn-Nordring, Stellwerk-Chaos im Allgäu – das sollte alarmierend genug sein!
Das aktuelle Chaos bei der S8 ist da noch gar nicht erwähnt. Wenn es wegen Bauarbeiten keinen Zugverkehr geben kann, dann muss die Bahn vernünftigen Schienenersatzverkehr anbieten. Das ist Standard. Und wenn eine Baustelle länger dauert, was ja vorkommen kann, dann muss es einen Plan B für solche Fälle geben.
Die Wahrheit ist leider: Die Regierungsspitze ist an der Bahn nicht sonderlich interessiert. Vielleicht ist man auch gefrustet. Die DB ist ein Konzern, dutzende Ansprechpartner, nie jemand verantwortlich. Und trotzdem: Die Mängelliste muss auf den Tisch, in Anhörungen im Landtag, in Krisensitzungen, gerne auch mit Machtworten. Und gerne auch zum S8-Chaos.
Dirk.Walter@ovb.net