Endstation Pasing: Die S8 konnte über zwei Wochen nicht bis Herrsching fahren. © Marcus Schlaf
München – Eigentlich sollte die S8 ab Montag nach Ende von zweiwöchigen Bauarbeiten wieder Richtung Herrsching am Ammersee durchstarten. Doch dem war nicht so. Es kam zu einer Verlängerung – ohne dass zunächst ein Schienenersatzverkehr angeboten wurde. Wie kam es dazu?
Es waren mehrere Faktoren, betont eine Bahnsprecherin. Zunächst habe eine externe Oberleitungsfirma die Erdung der Stromleitung „entgegen der vertraglichen Zusicherung nicht fristgerecht abgeschlossen“. Die DB prüfe deshalb „rechtliche Schritte“. Hinzu kam dann, dass auf der Strecke mehrere Rotausleuchtungen auftraten, wie nach einer Probefahrt am Dienstagabend festgestellt wurde. Das bedeutet: Streckenabschnitte wurden im Stellwerk als belegt angegeben, obwohl da gar kein Zug fuhr. Grund dafür waren, wie sich herausstellte, gestörte Achszähler, die durch Bauarbeiten auf der Strecke beschädigt worden waren. Die Achszähler wurden am Mittwoch repariert.
Von den Problemen wurde die Bahn offenbar völlig überrascht. Die Schwierigkeiten seien erst am Sonntag mitgeteilt worden, betont die Bahnsprecherin. Das sei zu kurzfristig gewesen, um für den Montag noch einen Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen zu organisieren. Eine erste Meldung über den Streckenagenten erfolgte erst gegen 22 Uhr – zu spät für viele Fahrgäste, die am Montag am Bahngleis von der Misere überrascht wurden. Erst verzögert gelang es, mit Großraumtaxis und später auch mit Bussen zwischen Pasing und Herrsching zu fahren – Busnotverkehr (BNV) nennt das das bayerische Verkehrsministerium. Doch selbst das klappte nicht in jedem Fall – eine verhinderte Bahnfahrerin meldete beispielsweise auf „X“, am Bahnhof Freiham sei zwischen 8.05 und 8.35 Uhr kein Ersatzverkehr in Sicht gewesen.
Das Verkehrsministerium ist alarmiert und kündigte gegenüber unserer Zeitung an, Mängel beim SEV zu bestrafen. Zuständig ist die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die dem Ministerium von Christian Bernreiter (CSU) untersteht. Die BEG erfasse „metergenau“ die Ersatzleistungen, die eingesetzten Fahrzeuge und die Zahl der Sitzplätze. Es würden verdeckte SEV-Qualitätschecks durchgeführt („durch unabhängiges Testpersonal“) und bei Schlecht-Leistungen Strafzahlungen eingefordert.
Die S-Bahn selbst kündigte an, die Vorfälle intern zu besprechen. Denn weitere Bauarbeiten auf anderen Linien kommen auf die Fahrgäste zu. So soll im November/Dezember auf der S4-Weststrecke ein Hang stabilisiert und eine Langsamfahrstelle beseitigt werden – der Zugverkehr wird nachts eingeschränkt. Die S3 Ostbahnhof-Holzkirchen ist von 13. bis 19. November durchgehend unterbrochen – Gleisbauarbeiten. Ein SEV ist geplant. Die S6 Starnberg-Tutzing ist von 15. (abends) bis 18. November (morgens) unterbrochen.
Gestern um kurz nach 18 Uhr war es dann soweit: Mit fünf Minuten Verspätung, aber immerhin, fuhr am Hauptbahnhof die erste S8 ein, die wieder bis Herrsching verkehrte.
DW
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